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DUH-Dienstwagen-Check: Wenig Bewegung bei den Firmenflotten

Berlin (csr-news) > Die Klimafreundlichkeit der Dienstwagenflotten großer börsennotierter und mittelständischer Unternehmen verbessert eher schleppend. Beim vierten Dienstwagen-Check der Deutschen Umwelthilfe (DUH) konnten nur fünf Unternehmen mit einer klaren Klimaschutzstrategie überzeugen, größtenteils wird immer noch eher auf Prestige als auf Umweltschutz geachtet. Die Umfrage wurde zwischen Mai und Juli dieses Jahres unter insgesamt 166 Firmen durchgeführt, von denen eine Vielzahl allerdings keine oder kaum verwertbare Angaben zum Fuhrparks gemacht haben.

Trotz einer gegenüber den Vorjahren leichten Verschärfung des Bewertungsmaßstabs hielten sich drei „Testsieger“ des letzten Jahres – Kaiser´s Tengelmann, Phoenix Solar AG und Tchibo – weiter auf den ersten Plätzen. Auch die Pfeiffer Vacuum GmbH und die SMA Solar Technology GmbH konnten in diesem Jahr mit verbesserten Werten überzeugen und erhalten dafür die „Grüne Karte“ für ernsthaftes Klimabewusstsein. Ein wachsendes Mittelfeld von insgesamt zwanzig Firmen erhält für deutlich erkennbares, aber noch nicht ausreichendes, Engagement die „Gelbe Karte“. Als erfreulich bewertet die DUH eine insgesamt sichtbare Verbesserung der durchschnittlichen Flottenwerte der auskunftsbereiten Unternehmen. Immerhin zwölf dieser Firmenflotten halten mittlerweile das EU-Ziel eines CO2-Ausstoßes von 130 Gramm pro Kilometer (g CO2/km) für das Jahr 2012 ein oder liegen sogar deutlich darunter. Im letzten Jahr gelang dies nur acht der befragten Unternehmen. Spitzenreiter sind in dieser Kategorie die Deutsche Wohnen AG und die QSC AG mit einem durchschnittlichen Flottenwert von nur 116 g CO2/km. Trotzdem bleibt angesichts der ermittelten Ergebnisse nach Überzeugung der DUH noch viel Luft nach oben. Während der durchschnittliche Emissionswert bei den Firmenflotten mit 142 g CO2/km in diesem Jahr (2012: 147 g; 2011: 156 g) weiter sinkt, stagnieren die Werte bei den Limousinen der Vorstandsvorsitzenden bei einem Durchschnittswert von 186 g CO2/km. „Es gibt eine leichte Tendenz, bei den Firmenflotten zu sparsameren und klimafreundlichen Dienstwagen zu kommen und so auch richtig Geld zu sparen. Im Kontrast dazu steht nur wenig persönliche Einsicht in den Chefetagen – viele Vorstände mögen auf spritschluckende Statussymbole noch nicht verzichten“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. „Manches deutet also darauf hin, dass das ökonomische Denken einen Teil der beobachteten Entwicklung treibt und nicht der Klimaschutz“. Die Dienstwagen-Emissionen machen in der Regel nur einen kleinen Anteil an den gesamten Umweltauswirkungen von Unternehmen aus. Überaus wichtig ist der Verzicht auf übermotorisierte Spritschlucker nach Überzeugung der DUH jedoch wegen weitreichender Signalwirkungen auf den gesamten Fahrzeugmarkt. Denn über 60 Prozent aller Neuzulassungen in Deutschland sind heute gewerblich, in der oberen Mittelklasse und der Oberklasse sind sogar 80 bis 85% der Neufahrzeuge in gewerblicher Hand. Die Nachfrage umweltfreundlicher Modelle von Seiten der Unternehmen ist deshalb mittelfristig entscheidend für die Modellpolitik der Autohersteller. Den Vorständen und Geschäftsführungen von Unternehmen kommt zudem eine besondere Vorbildfunktion zu. Entscheiden sich die Chefs für sparsame Modelle, können nachgeordnete Mitarbeiter kaum hochmotorisierte Spritschlucker für sich beanspruchen.

Enttäuschend beim diesjährigen DUH-Dienstwagen-Check bleibt vor allem die insgesamt unterentwickelte Auskunftsfreudigkeit der Unternehmen. Von den 166 Befragten beantwortete nur knapp ein Drittel wenigstens einen Teil der DUH-Fragen. Nähere Angaben zu den Limousinen der Unternehmensleitung machten sogar nur 36 Unternehmen. „Die meisten großen Unternehmen verpflichten sich in ihren Hochglanz-Nachhaltigkeitsberichten lautstark zu ökologischer Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit. Bei konkreten Nachfragen ändert sich das oft abrupt. Vielfach ernten wir vielsagendes Schweigen“, so Hannah von Blumröder, die für die Umfrage verantwortliche Projektmanagerin im Bereich Verkehr und Luftreinhaltung bei der DUH. Wie beim Einsatz von übermotorisierten Spritschluckern gab es im Rahmen der DUH-Umfrage auch für Auskunftsverweigerung die „Rote Karte“. Sie ging an insgesamt 141 Unternehmen und damit an die große Mehrheit aller Befragten. Wie im Vorjahr wurden neben den CO2-Emissionen der Gesamtflotten und der Dienstfahrzeuge der Chefetagen auch Flottenstrategien in die Bewertung einbezogen, mit denen ein Teil der Firmen eigene Klimaschutzziele erreichen und einen Beitrag zu einer nachhaltigen Mobilität leisten wollen. Die Deutsche Telekom, die Allianz, Bertelsmann, Siemens und einige weitere setzen auf Anreize durch Bonus- oder Malus-Zahlungen und fördern mit unterschiedlichen Maßnahmen die Nutzung von ÖPNV, Bahn oder Fahrrad unter ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Resch: „Da ist erfreulich viel Phantasie im Spiel. Wichtig ist aber, dass auch derartige Ansätze und Anreizstrategien zur Reduzierung von Emissionen und Spritverbrauch regelmäßig auf ihre Wirksamkeit hin überprüft und gegebenenfalls verschärft werden. Ein maximal erlaubter CO2-Ausstoß von 200 g CO2/km ist heute nicht mehr zeitgemäß. Nur ambitionierte Vorgaben können eine klimafreundliche Umstellung der Flottenfahrzeuge wirkungsvoll beschleunigen.“


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