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Nachhaltigkeits-Branchenreport: Verantwortung der Smartphone-Hersteller

Basel (csr-news) > Die Verbreitung von Tablets, Smartphones und weiteren Geräten der Informations- und Konsumelektronik schreitet voran. Der intensive Wettbewerb fußt auf rasanten technischen Neuerungen, aber zunehmend auch auf dem Markenimage. Der Kostendruck führt zu Produktionsverlagerungen in Niedrigkostenländer, die den Anbietern wiederum wegen prekärer Arbeitsbedingungen in Zulieferbetrieben negative Publizität bescheren. Das Schweizer Bankhaus Sarasin hat die Hersteller unter die Lupe genommen und viele Marken als „investierbar“ bewertet. Allerdings erreicht nur Ericsson die höchste Ratingstufe. Im Wettstreit der Smartphone-Marktführer liegt Apple vor Samsung. Bis 2015 sollen Tablet-Verkäufe um 200% wachsen und damit Notebooks und Desktop-Computern Marktanteile abnehmen, heißt es in der Studie. Da sich die Technik rasant entwickelt, wird es immer schwerer, sich über längere Zeit allein aufgrund technischer Vorteile am Markt zu behaupten. Der Kampf um Marktanteile wird daher speziell in dieser Branche auch über Patentrechte geführt. Im Konkurrenzkampf spielen aber zunehmend auch Inhalte wie der Zugang zur schnelllebigen Welt der Applikationen eine Rolle.

Weil das Markenimage zunehmende zum entscheidenden Verkauffaktor wird, hat es auch Einfluss auf die finanzielle Bewertung der Anbieter. Damit treten die ökologischen und sozialen Begleiterscheinungen des Elektronikbooms ins Rampenlicht. Sie können die Reputation maßgeblich beeinflussen. Dies gilt umso mehr, als das Bewusstsein für ethisch korrekte Erzeugnisse beim Konsumenten zunimmt. Ein Nachhaltigkeitsproblem ist die rasante Zunahme von Elektronikschrott, auch verursacht durch immer schnelleren Austausch der Modelle. Die Entsorgungspraxis, große Mengen des Schrotts gehen zur Wiederaufbereitung nach Afrika und Asien, steht in der Kritik, denn Altgeräte enthalten gesundheitlich und ökologisch bedenkliche Stoffe. Das bereits bestehende Verbot von Blei und anderen Schadstoffen soll auf weitere Stoffe wie zum Beispiel halogenierte Verbindungen ausgeweitet werden. Ein weiteres Problem ist durch die Verlagerung von Produktionsstandorten in Niedriglohnländer entstanden. Dies hat für die Branche zu sozialen Risiken und damit Reputationsrisiken geführt. Das Nachhaltigkeitsresearch der Bank Sarasin untersuchte die größten Hersteller im Hinblick auf Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Die meisten Unternehmen sind sich der Missstände bewusst. Immer mehr führen regelmäßig Kontrollen in Zulieferbetrieben durch, zunehmend auch im Rahmen gemeinsamer Brancheninitiativen. Da sich der Erfolg dieses Kontrollansatzes aber als begrenzt erwiesen hat, versuchen jetzt immer mehr Unternehmen mit partnerschaftlichen Ansätzen gemeinsam mit den Lieferanten Verbesserungen zu erreichen. Die Programme der Unternehmen haben zu einer Verbesserung der Verhältnisse in China beigetragen. So sind beispielsweise die Löhne in einigen chinesischen Regionen von 2005 bis 2010 um 19% pro Jahr gestiegen. Eine größere Rolle hat dabei aber die zunehmende Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer infolge der wachsenden Arbeitskräfteknappheit und der leichten politischen Öffnung gespielt. Im Zusammenhang mit Nachhaltigkeitsthemen sind nebst Reputationsrisiken auch regulatorische Risiken vorhanden. So hat die Gesetzgebung der EU mit RoHS (Restriction of the Use of Certain Hazardous Substances in Electrical and Electronic Equipment) und REACH (Regulation on Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals) bereits die Verwendung einiger umwelt- und gesundheitsschädlicher Stoffe in Elektronikprodukten verboten. Die Offenlegung von Konfliktmineralien (Dodd Frank Act) sowie Maßnahmen zur Verhinderung von Zwangsarbeit und Menschenhandel sind weitere Schritte zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen.

Zum Thema: Das Südwindinstitut hat eine Studie zur Wertschöpfungskette von Mobiltelefonen veröffentlicht.


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