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CSR und Kirche – eine Chance für alle

„Zum Unternehmer berufen!“ heißt das aktuelle Arbeitspapier des päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden und richtet sich, wie das Thema CSR auch, an Führungskräfte in der Wirtschaft. „Eine Ermutigung“ für sie soll es sein und wird von den Verfassern als Handreichung bezeichnet. Ein Kommentar von Jürgen Kutsch.

Aachen (csr-news) – „Zum Unternehmer berufen!“ heißt das aktuelle Arbeitspapier des päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden und richtet sich, wie das Thema CSR auch, an Führungskräfte in der Wirtschaft. „Eine Ermutigung“ für sie soll es sein und wird von den Verfassern als Handreichung bezeichnet.

Ein Kommentar von Jürgen Kutsch.

„Führungskräfte in der Wirtschaft sind dazu berufen, die Wirtschaft entsprechend der Prinzipien der Würde des Menschen und des Gemeinwohls zu gestalten“, heißt es im Vorwort, und weiter: „diese Handreichung möchte Führungskräften, ihren Mitarbeitern und den verschiedenen Anspruchsgruppen (Stakeholder) ihres Unternehmens praktische Prinzipien an die Hand geben, die sie bei ihrem Dienst am Gemeinwohl leiten können.

Hallo? Klingelt da nicht etwas in unseren Köpfen, die wir dieses Magazin für Unternehmensverantwortung (Unternehmen.Verantwortung.Gesellschaft) auch deshalb lesen, um die CSR-Strategie unseres eigenen Unternehmens auf ihre Richtigkeit und Aktualität zu überprüfen und zu modernisieren?

„Ein weiteres Grundprinzip liegt darin, Arbeitsprozesse im Unternehmen so zu organisieren, dass die Menschenwürde geschützt wird. Hinzu kommen das Prinzip der Subsidiarität, das Raum für Eigeninitiative der Arbeitnehmer schafft und deren Kompetenzen fördert, wodurch diese zu ,Mit-Unternehmern‘ werden, sowie das Prinzip der nachhaltigen Wertschöpfung und ihrer gerechten Verteilung auf die verschiedenen Anspruchsgruppen (Stakeholder)“, fahren die Autoren im Vorwort fort, um im weiteren Verlauf des 30-seitigen Textes vertiefend auf die Herausforderungen im internationalen Kontext und die ökologische Dimension einzugehen.

Das Papier, an dem der Bund Katholischer Unternehmer (BKU) in Köln als Mitherausgeber der deutschen Ausgabe mitwirkte, findet seine Grundlage in der dritten Enzyklika „Caritas in Veritate“ Papst Benedikts XVI. und bringt die Soziallehre der katholischen Kirche auf die Höhe unserer Zeit.

Globalisierung, Dominanz der Finanzmärkte, menschenwürdige Arbeitsbedingungen, verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen sind u.a. die immer wiederkehrenden Schlagworte der insgesamt 87 Positionen im Heft, also Begriffe, die in keiner CSR-Strategie fehlen. Das christliche Menschenbild verschafft den Autoren ihr Fundament, von dem aus sie ihre Wirtschafts- und Unternehmensethischen Prinzipien formulieren.

Kurz: CSR und „Liebe in Wahrheit…Glaube und Geschäft“, so der Untertitel des Heftes, haben eine Menge gemeinsam.
Was fangen wir nun mit dieser Erkenntnis an?

Im wissenschaftlichen Diskurs, der in diesem Magazin, an Universitäten und Hochschulen, auf Lokalveranstaltungen oder im Internet zur gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen bisher geführt wurde, konnte ich bisweilen keine Aussage finden, die die ethische Ausrichtung von CSR an Glaubensgrundsätzen, egal welcher Richtung, festmachen wollte.

Liegt es an dem Misstrauen, das breite Teile der Wissenschaft gegenüber dem Glauben beharrlich pflegen und das eine Annäherung erschwert oder gar ganz verhindert?

Atheisten, Menschen muslimischen Glaubens oder eines anderen Zeugnisses nehmen, wenn überhaupt, Grundsatzpapiere der katholischen Kirche nur mit spitzen Fingern in die Hand, obwohl sie sich in ihrem gesellschaftlichen Umfeld, privat oder unternehmerisch, gern gestaltend und sinnstiftend einbringen.

Umgekehrt: die Zeiträume, die zwischen eindeutigen Positionierungen der römisch katholischen Kirche zur Sozialethik liegen, werden von Vielen als zu lang empfunden, um diese Beiträge als aktuell zu würdigen.

Zwar hat sich der BKU auf seiner Bundestagung 2011 in Aachen deutlich zur Nachhaltigkeit im Dreiklang Ökologie, Ökonomie und Sozialem bekannt und gibt als Projektpartner dem breiten Thema CSR vielfältig Raum, aber die katholische Kirche insgesamt wurde als aktiver Gestalter komplexer Zusammenhänge auf dem Gebiet der praktischen Unternehmensführung im Umgang mit ihren Herausforderungen bisher vermisst.

Und trotzdem bietet „Zum Unternehmer berufen“ vor dem Hintergrund bisher unbekannter Herausforderungen, die die Menschen insgesamt und die Unternehmen mit ihnen in Zukunft zu meistern haben, eine Chance, über bestehende Grenzen und Vorbehalte hinweg, neue Impulse zu setzten:

Greifen kirchliche Einrichtungen CSR als innovatives Konzept moderner Unternehmensführung auf, gelänge ihnen, die durch vielfältige Dinge entstandene Defensivposition aufzubrechen und sich damit konstruktiv und glaubwürdig an der gesellschaftlichen Diskussion zu beteiligen.

CSR praktizierenden und vorlebenden Unternehmern fällt beim Hinweis auf das Arbeitspapier der katholischen Kirche kein Zacken aus der Krone, da die darin enthaltenen Wertvorstellungen in hohem Maße synchron sind mit einer konsequenten Strategie im Sinne der Corporate Social Responsibility.

„Zum Unternehmer berufen!“ das aktuelle Arbeitspapier des päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden >> zum Download im Internet

Kontakt zum Verfasser:
Jürgen Kutsch
Unternehmer & Berater
www.csr-euregio.eu
www.stiftung-juergen-kutsch.de


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