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Studien: In den Chefetagen herrscht Unzufriedenheit

In den Chefetagen deutscher Unternehmen wächst die Unzufriedenheit. Zwei von drei Führungskräften in Unternehmen fühlen sich von ihrem Arbeitgeber bei der Entwicklung der persönlichen Karriere vernachlässigt. Gleichzeitig leiden vor allem Manager in mittleren Positionen an erheblicher Arbeitsbelastung und beklagen den Druck von „beiden Seiten“. Ergebnisse aktueller Studien zur Situation von Führungskräften in deutschen Unternehmen.

Gütersloh, Köln (csr-news) > In den Chefetagen deutscher Unternehmen wächst die Unzufriedenheit. Zwei von drei Führungskräften in Unternehmen fühlen sich von ihrem Arbeitgeber bei der Entwicklung der persönlichen Karriere vernachlässigt. Gleichzeitig leiden vor allem Manager in mittleren Positionen an erheblicher Arbeitsbelastung und beklagen den Druck von „beiden Seiten“. Ergebnisse aktueller Studien zur Situation von Führungskräften in deutschen Unternehmen.

Die zunehmende Arbeitsbelastung macht es einer Studie der Bertelsmann Stiftung zu Folge jeder dritten Führungskraft kaum noch möglich, das Berufs- und Privatleben miteinander zu vereinbaren. Damit reagieren sie ähnlich wie ihre Mitarbeiter auf die zunehmende Arbeitsbelastung, die seit Beginn der Wirtschaftskrise in den meisten Volkswirtschaften spürbar ist. Die Personalberatung von Rundstedt hatte im Frühjahr dieses Jahres eine internationale Studie vorgestellt, in der die Belastung der Arbeitnehmer in 16 Ländern untersucht wurde. Der Befragung zufolge fanden 66 Prozent der Deutschen, dass ihr Arbeitspensum hoch (47 Prozent) oder sogar zu hoch (19 Prozent) sei. Damit lagen die Deutschen an der Spitze, wenn es um die gefühlte Stressbelastung geht. Denn obwohl sich die Stressbelastung international auf hohem Niveau befindet, ihre Wahrnehmung ist in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich. Fraglich ist, welche Faktoren zu einer hohen Belastung beitragen – vor allem bei Führungskräften. Legt man die Bertelsmann-Studie zugrunde, ergibt sich ein höchst unterschiedliches Bild: So wurden betriebsinterne Faktoren eher schlechter bewertet als das unternehmerische Umfeld. Obwohl beispielsweise das eigen Innovations- und Krisenmanagement überwiegend als mittelmäßig bewertet wird, halten die Führungskräfte zu großen Teilen ihr Unternehmen im Wettbewerb für gut positioniert, mehr als zwei Drittel sogar für einen attraktiven Arbeitgeber. Dabei meinen 44 Prozent, dass das Krisen- und Veränderungsmanagement sowie die bereichs- und abteilungsübergreifende Zusammenarbeit zu wünschen übrig lässt. Immer stärkere Verteilungskämpfe bei der Ressourcenzuweisung beklagen 47 Prozent der Befragten. Gleichzeitig bescheinigen 86 Prozent der Führungskräfte ihrem Unternehmen einen reibungsarmen Umgang mit gesetzlichen Vorgaben und Nachhaltigkeitsforderungen, 37 Prozent vergeben hier sogar Bestnoten. Dass Compliance einen maßgeblichen Beitrag für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg leistet, scheint sich offenbar immer mehr durchzusetzen.

Einen genaueren Blick ausschließlich auf das mittlere Management warfen die Forscher am Stiftungslehrstuhl für Internationale Wirtschaftsethik und Nachhaltigkeit der Cologne Business School. An die mittlere Führungsebene werden die Anforderungen von beiden Seiten herangetragen. Die Manager müssen Forderungen der Geschäftsleitung durchsetzen und dabei gleichzeitig den Druck der Angestellten aushalten. Diese Sandwich-Position empfinden immer mehr Führungskräfte als erhebliche Schwierigkeit, vor allem wenn sie Vorgaben der Geschäftsleitung gegen ihre eigenen Überzeugungen durchsetzen müssen. Die Mehrheit der Manager fühlt sich zudem in ihrem Arbeitsalltag überfordert. Als Probleme benennen sie eine steigende Komplexität der Aufgaben, die Arbeitsbelastung und mangelnde personelle Ressourcen. Hier zeichnete sich ein deutlicher Unterschied zwischen den Altersstufen ab: 82% der Manager zwischen 50 und 59 Jahren geben an, unter einer starken Arbeitsbelastung zu leiden, bei den 30- bis 49-jährigen sind es rund zwei Drittel, und bei den 20 bis 29-jährigen Managern sinkt der Anteil auf 56%.

Führungsfragen bekommen nicht die Beachtung, die sie verdienen, heißt es in einer aktuellen Veröffentlichung des Bundesverbands der Personalmanager (BPM). Deren Präsident Joachim Sauer hat gemeinsam mit Alexander Cisik, Professor für Wirtschafts-, Organisations- und Arbeitspsychologie an der Hochschule Niederrhein zehn Thesen zum Thema “Führung in der Krise” verfasst. Damit will der BPM den in der Öffentlichkeit lange vernachlässigten Dialog dazu stärken, was eine gute Führung im Unternehmen ausmacht. Die Führungskräfte selbst beteiligen sich jedoch kaum an diesem Dialog und widmen sich lieber griffigeren und pragmatischeren Teilaspekten: der Lohn- und Gehaltsentwicklung, den Möglichkeiten der Arbeitszeitflexibilisierung oder auch den Programmen zur Work-Life-Balance, heißt es in der Veröffentlichung. „Es führen überwiegend die Falschen“, lautet provokant die erste These. Betriebszugehörigkeit und Fachkompetenz sind nach Auffassung der Autoren die Mittel, um an die Unternehmensspitze zu kommen. Soziale Kompetenz, Empathie oder die Fähigkeit zur Reflexion spielten dagegen kaum eine Rolle. Nach Auffassung von Sauer und Cisik sollten für fachkompetente Mitarbeiter gleichwertige Karrierelaufbahnen geschaffen werden, Führungsaufgaben aber an entsprechend talentierte Männer und Frauen vergeben werden.


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