Zürich (csr-news) > Rohstoffe werden weltweit knapp und sie werden teurer. Dennoch gehen sie weiterhin in großen Mengen verloren weil Abfälle häufig verbrannt, und damit möglichen Nutzungskreisläufen entzogen werden. Zwar gibt es zahlreiche Recyclingsysteme, aber die genügen nicht, so das Fazit einer Studie des Schweizer Gottlieb Duttweiler Instituts. Für eine Zukunft mit weniger Verschwendung braucht es zusätzliche Anstrengungen.
Wie also soll es weitergehen? Wie wird sich der Wert von Abfall in Zukunft verändern? Wie kommen wir der Kreislaufwirtschaft und der Zero-Waste-Gesellschaft näher? Diesen Fragen ist das Gottlieb Duttweiler Institut im Auftrag des Vereins Getränkekarton-Recycling Schweiz nachgegangen. Die Studie „Vom Abfall zur Ressource? Die Zukunft des Recyclings“ untersucht die wichtigsten Trends im Umgang mit Haushaltsabfall. Sie entwickelt Thesen und leitet daraus Szenarien ab, die zeigen, welche Perspektiven und Potenziale sich in den kommenden 20 bis 30 Jahren für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft eröffnen können.
Klar wird, dass ein Verharren im Status quo kein Ausweg ist. Nach wie vor wachsen die absoluten Müllmengen an. Höhere Recycling-Quoten allein garantieren keinen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und in den bestehenden Recyclingsystemen werden hauptsächlich einfache Materialien wie Glas, Metall, Papier oder PET-Flaschen verarbeitet. Komplexere Gegenstände und Geräte werden hingegen erst zu einem geringen Teil separiert und wieder genutzt. Um dies zu ändern, sind Anstrengungen vieler Akteure nötig, denn, so heißt es in der Studie, das Abfallwesen ist ein soziotechnisches System, das bedeutet, es wird gleichermaßen vom menschlichen Denken und Handeln beeinflusst, wie auch von den technischen Entwicklungen und Möglichkeiten. „Um ein solches System zu verändern, bedarf es also nicht nur einer technischen Lösung, sondern immer auch der Einbindung von Individuen, Unternehmen und öffentlichen Institutionen bis hin zur Politik“. Nur sind alle involvierten Akteure für wirksame Veränderungen bereit? Die Studie zeigt mit Handlungsanleitungen auf, wie sich die grundlegenden Prozesse der Abfallverwertung, die politischen Rahmenbedingungen und das Konsumverhalten ändern müssen, um unsere Lebensgrundlagen zu schützen und die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu stärken. Klar scheint, die Zukunft liegt in der Kreislaufwirtschaft. Nur wie kommt man da hin? Das heutige System befindet sich in einem Gleichgewicht, Veränderungen haben dadurch schwer kalkulierbare Auswirkungen für die Beteiligten. Vor allem geht es um einen Paradigmenwechsel, weg vom Abfall hin zum immer wiederverwendbaren Rohstoff. Produkte müssen schon in ihrer Entstehung anders gedacht werden. Die Studie enthält dazu Thesen, die in Experteninterviews auf ihre Wahrscheinlichkeit evaluiert wurden, beispielsweise eine neue Sicht auf Abfall. Derzeit ist Abfall im Allgemeinen eher negativ behaftet. Durch eine wachsende Wahrnehmung als wertvoller Rohstoff könnte sich dies ändern. Dafür gibt es inzwischen auch Beispiele, wie aus recycelten Materialien höherwertige neue Produkte entstehen – dem Up-cycling. Beherrscht wird das Thema noch vom Down-cycling, also der Wiederverwendung in minderwertigeren neuen Produkten. In einer weiteren These vermutet die Studie eine Neuinterpretation des Verursacherprinzips. Demnach sollen alleine die Produzenten für ihre Produkte und auch für den Abfall verantwortlich sein. Als ein Beispiel für die aktuelle Diskussion in diesem Themenkomplex benennt die Studie das Müllproblem im Umfeld von Fast-Food-Restaurants. Vor allem wird durch die Ressourcenverknappung in der Zukunft, der Druck auf die Hersteller zunehmen und sie müssen sich Themen wie Cradle-to-Cradle oder Öko-Design öffnen.
Die Studie zur Zukunft des Recyclings gibt Produzenten, Handel und Politik frische Impulse und soll eine Debatte über die effiziente Weiterentwicklung des Recyclings auslösen. Sie steht auf der Website des Instituts zum Download bereit.