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Handschlagzeiten sind vorbei: Nachhaltigkeit im Mittelstand braucht Professionalität

Mit einem millionenschweren Förderprogramm will die Bundesregierung das Nachhaltigkeitsmanagement in den Mittelstand tragen. Corporate Social Responsibility ist lange kein exklusives Thema der DAX-Unternehmen mehr: Auch Mittelständler sind „Global Player“ und müssen sich gesellschaftlichen Herausforderungen stellen. Aber wie?

Karlsruhe (csr-news) – Mit einem millionenschweren Förderprogramm will die Bundesregierung das Nachhaltigkeitsmanagement in den Mittelstand tragen. Corporate Social Responsibility ist lange kein exklusives Thema der DAX-Unternehmen mehr: Auch Mittelständler sind „Global Player“ und müssen sich gesellschaftlichen Herausforderungen stellen. Welche Themen für kleine und mittlere Unternehmen besonders wichtig sind und wie sich diesen Stellen können, darüber sprach CSR NEWS mit dem Karlsruher Vortragsredner und Buchautor im Themenbereich Nachhaltigkeit, Dennis Lotter. Er ist Referent auf dem Seminar „Nachhaltigkeitsmanagement für Praktiker im Mittelstand“, an dem CSR MAGAZIN-Partner im November und Februar zu einem Sonderpreis teilnehmen. Die Fragen stellte Achim Halfmann.

CSR NEWS: Welche Nachhaltigkeitsthemen sind nach Ihrer Erfahrung für mittelständische Unternehmen besonders relevant?

Dennis Lotter: Viele mittelständische Unternehmen praktizieren aus einem traditionellen Selbstverständnis heraus seit Generationen eine gelebte Unternehmensverantwortung, ohne jemals von dem Begriff Corporate Social Responsibility gehört zu haben. Redlichkeit, Integrität und die Handschlagsqualität eines ehrbaren Kaufmanns waren schon immer große Themen im Mittelstand. Doch die Zeiten, in denen man jeden Mitarbeiter und Lieferant mit Vornamen und Familiengeschichte kannte, sind vorbei. Angesichts der steigenden Komplexität globaler Wertschöpfungsketten und des unternehmerischem Wachstums liegt eine zentrale Herausforderung in der Professionalisierung der Verantwortung und der Übertragung der Wertmaßstäbe auf alle Mitarbeiter, Partner und Unternehmensprozesse.

Ein weiteres zentrales Thema ist die Gewinnung und Bindung qualifizierter Fach- und Führungskräfte, was angesichts des Fachkräftemangels gerade für mittelständische Unternehmen eine große Herausforderung darstellt. Studien belegen, dass Nachhaltigkeitsthemen wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und das Werteverständnis des Unternehmens für Mitarbeiter immer wichtiger werden. Hier können sich mittelständische Unternehmen profilieren und in ihre Arbeitgebermarke einzahlen.

Womit fängt ein Mittelständler an, der sich Nachhaltigkeitsfragen erstmals systematisch zuwendet?

Die typische Vorgehensweise ist zunächst die Durchführung einer fundierten Bestandsanalyse, zu der sowohl die interne wie auch die externe Perspektive gehören. Intern besteht häufig die Herausforderung, dass viele vereinzelte Maßnahmen existieren und der Gesamtüberblick fehlt. Extern gilt es, die zentralen Anspruchsgruppen zu identifizieren und ihre Erwartungshaltung an das Unternehmen zu ermitteln. Aus der umfassenden Bestandsaufnahme können dann Risikofelder ebenso wie Profilierungsmöglichkeiten entlang der Wertschöpfungskette abgeleitet werden.

Auf der nächsten Stufe folgt die Strategiefindung. Durch eine systematische Priorisierung gilt es diejenigen Themen herauszufiltern, die das Unternehmen mit seinem Kerngeschäft besonders gut adressieren kann und die bei Anspruchsgruppen von besonderer Relevanz sind. Auf diese strategischen Fokusfelder sollte sich das Unternehmen in seinem Nachhaltigkeitsmanagement konzentrieren.

Knappe Personaldecke, Zeitdruck und mehr als genug zu tun mit allen Pflichtaufgaben: Wie und wo lässt sich da das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen verankern?

Um Aufwand und Ressourcen zu sparen, ist es sinnvoll, das Nachhaltigkeitsmanagement dort anzudocken, wo bereits Überschneidungen vorhanden sind. Bei der memo AG – unserem Praxisbeispiel im Seminar – ist das Nachhaltigkeitsmanagementsystem beispielsweise am Qualitätsmanagement angedockt. Zum einen gibt es viele inhaltliche Überschneidungen, zum anderen greift das Qualitätsmanagement ebenso wie das Nachhaltigkeitsmanagement in andere Abteilungen und Bereiche ein und es können Synergien genutzt werden. Bei memo werden beispielsweise im Zuge des Qualitätsmanagement-Audits in einem Aufwasch auch soziale und ökologische Kriterien in den Unternehmensbereichen geprüft. Mehr dazu wird der Gründer der memo AG und „Trendsetter der Nachhaltigkeit 2011“ Jürgen Schmidt beim Seminar berichten.

Was erwartet die Teilnehmer auf dem Seminar „Nachhaltigkeitsmanagement für Praktiker im Mittelstand – Nachhaltigkeit professionell umsetzen und steuern“?

Die Teilnehmer erhalten einen fundierten Überblick über die wesentlichen Themengebiete des Nachhaltigkeitsmanagements – von der organisatorischen Verankerung über die Implementierung mit einem integrierten Managementsystem bis hin zur glaubwürdigen Kommunikation und Berichterstattung. Bei unseren Seminaren legen wir großen Wert auf eine hohe Praxisorientierung. Neben unserem Praxisreferenten Herrn Schmidt von memo haben wir zahlreiche weitere Praxisbeispiele aus dem Mittelstand im Seminarprogramm integriert.

In verschiedenen Workshopeinheiten erhalten die Teilnehmer die Möglichkeit, das Gelernte anzuwenden und ihre Fragestellungen mit den Experten zu diskutieren. Damit die Teilnehmer ihr Wissen und ihre Motivation aus dem Seminar schnell in den Unternehmensalltag einbringen können, haben wir in das Handout einen breiten Fundus an Methoden und Checklisten integriert, die bei der Umsetzung im Unternehmen hilfreich sind.

Vielen Dank!

Weitere Informationen zum Seminar: „Nachhaltigkeitsmanagement für Praktiker im Mittelstand“


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