Berlin (csr-news) – Wie innovativ sind die von Unternehmensstiftungen verfolgten Zwecke? Was sollten diese Stiftungen an Transparenz bieten? Und wie steht es um ihr Personal? CSR NEWS sprach darüber mit dem Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, Prof. Hans Fleisch. Die Fragen stellte Achim Halfmann.
Herr Prof. Fleisch, wo verfolgen Unternehmensstiftungen bereits besonders innovative Zwecke? Welche Zwecke werden gut und welche bisher zu wenig bedacht?
Hans Fleisch: Unternehmensstiftungen unterscheiden sich zwar in mancher Hinsicht von anderen Stiftungen. Unterschiede gibt es aber eher bei Aufsichtsorganen und der Besetzung der operativen Leitung und der Kooperation mit dem Unternehmen. Die von Unternehmensstiftungen verfolgten Zwecke dagegen unterscheiden sich nicht besonders stark von anderen gemeinnützigen Stiftungen.
Viele Stiftungen von bekannten Großunternehmen konnten in den letzten Jahren mit ausgesprochen guten Gehältern sehr starke Führungskräfte für die operative Stiftungsleitung anziehen. Und professionellere Geschäftsführer nutzen besonders häufig hebelwirksame innovative Vorgehensweisen bei der Zweckverfolgung der Stiftung. So verbindet z.B. die Allianz Umweltstiftung im Osten Deutschlands Umweltprojekte mit positiver Wirkung auf die lokale Beschäftigungssituation, die BMW-Stiftung stärkt mit innovativem Vorgehen das bürgerschaftliche Engagement von Managern, die Vodafone Stiftung fördert Think Tank Projekte, die von Kuenheim-Stiftung arbeitet mit Social Franchising, die Siemens-Stiftung unterstützt Social Entrepreneurship.
Es gibt eine Reihe von Zwecken, denen man mehr Förderung wünschen kann, aber die Mittel sind nun einmal begrenzt. Ich persönlich glaube, dass auch Unternehmensstiftungen noch Potentiale entdecken, wenn sie sich Themen wie z.B. der Nutzung von Sportförderung als effektives Instrument für die Verfolgung anderer Zwecke zuwenden.
Wie und in welchem Umfang sollten Stiftungen als wichtige gesellschaftliche Akteure und „Think Tanks“ Transparenz zu ihrem Engagement bieten?
Die Grundsätze guter Stiftungspraxis des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen geben da gut die generelle Richtung vor: Stiftungen sollten der Öffentlichkeit die wesentlichen inhaltlichen und wirtschaftlichen Informationen über die Stiftung zur Verfügung stellen. Dazu zählen neben Daten zu Finanzfragen und der Organisation der Stiftung insbesondere auch Informationen darüber, warum, wie und mit welchen Ressourcen die Stiftung ihren Zweck im abgelaufenen Jahr verfolgt hat, nach welchen Kriterien gefördert wird und in welchem Verfahren von wem Entscheidungen getroffen werden.
Sind Unternehmensstiftungen in einer Situation des „War for Talents“ attraktive Arbeitgeber? Wie gewinnen und wie binden sie begabte Mitarbeiter?
Stiftungen sind überwiegend hoch attraktive Arbeitgeber. Um allerdings jemanden aus der überschaubaren Gruppierung der besonders effektiven Top-Geschäftsführer zu gewinnen, dafür muss man heute ein dem Wirtschaftsleben angenähertes Gehalt und quasi-unternehmerische Entfaltungsmöglichkeiten bieten. Ansonsten gibt es einen regelrechten Run guter Leute auf Stiftungen als Arbeitgeber, und die Stiftungen haben da eine riesige Auswahl.
Das Wirken für das Gemeinwohl in interessantem Umfeld hat dann schon per se eine hohe Bindungswirkung an die Stiftung; aber natürlich vergrault es, wenn die Führung oder Entwicklungsmöglichkeiten schlecht sind, letztlich auch in Stiftungen die guten Leute. Faktisch ist die Fluktuation im Stiftungswesen aber ausgesprochen gering.
Vielen Dank!
Verfolgen Unternehmensstiftungen die richtigen Ziele? Wie managen sie ihre Arbeit? Wie gestalten sie das Verhältnis von Nähe und Distanz zum stiftenden Unternehmen? Und wann lohnt sich die Gründung einer Stiftung? Lesen Sie mehr dazu im nächsten CSR MAGAZIN: