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Projekt „Tourismus für alle“ – Passt ein Blindenführhund aufs Kreuzfahrtschiff?

Die Programme der deutschen Tourismusanbieter sind noch lange nicht barrierefrei. „Die großen Anbieter: da findet sich fast gar nichts“, sagte der Geschäftsführer des Deutschen Seminars für Tourismus (DSFT), Rolf Schrader. Es gebe einige Spezialanbieter und Vorreiter unter den Betrieben des Gastgewerbes. „Aber das sind zwei Hände voll“, so Schrader, der ergänzt: „Es bewegt sich schon etwas.“ Diese Bewegung wird vom DSFT mitgetragen, denn dort ist das Projekt “Tourismus für alle” angesiedelt.

Berlin (csr-news) – Die Programme der deutschen Tourismusanbieter sind noch lange nicht barrierefrei. „Die großen Anbieter: da findet sich fast gar nichts“, sagte der Geschäftsführer des Deutschen Seminars für Tourismus (DSFT), Rolf Schrader, gegenüber CSR NEWS. Es gebe einige Spezialanbieter und Vorreiter unter den Betrieben des Gastgewerbes. „Aber das sind zwei Hände voll“, so Schrader, der ergänzt: „Es bewegt sich schon etwas.“ Diese Bewegung wird vom DSFT mitgetragen, denn dort ist das Projekt “Tourismus für alle: Entwicklung und Vermarktung barrierefreier Angebote und Dienstleistungen in Deutschland” angesiedelt. Die Bundesregierung unterstützt das Projekt und will so der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen gerecht werden.

Ziel des Schulungsprojektes ist eine Vereinheitlichung der Kennzeichnungen und Standards zur Barrierefreiheit im Tourismus, am Ende dieses Prozesses soll ein gemeinsames System stehen. Die Tourismusanbieter erinnert Schrader daran, dass der barrierefreie Tourismus Marktpotential besitzt. Und schließlich gehe es nicht nur um technische Maßnahmen, sondern um die Einstellungen der Mitarbeiter – und der Reiseteilnehmer – gegenüber Menschen mit Behinderungen. Schrader: „Die müssen aufgeschlossen sein, die müssen das akzeptieren.“ Nur dann gelingt Inklusion. Projektpartner ist die Nationale Koordinationsstelle Tourismus für Alle, eingebunden sind die Unternehmen der Tourismuswirtschaft, Verkehrsunternehmen, Behindertenverbände, Tourismusmarketingorganisationen und die Bundesländer.

„Blinde Passagiere“ gesucht

Beim Thema Inklusion geht es um eine Zielgruppe von Bedeutung. TUI Deutschland teilte auf Anfrage mit, dass entsprechende Angebote im vergangenen Jahr von über 20.000 behinderten Urlaubern mit ihren Begleitern genutzt wurden – darunter 7.600 Rollstuhlfahrer. Zu den Branchen, in denen Reisen für Menschen mit Behinderungen einiges an Kreativität voraussetzen, gehört die Kreuzfahrt. Bei AIDA Cruises, dem deutschen Zweig von Costa Crociere, sind seit 1993 alle Schiffe mit barrierefreien Kabinen ausgestattet. Yannick Fiedler ist bei AIDA für das Thema Barrierefreiheit verantwortlich und berichtete gegenüber CSR NEWS auch davon, wie ihr Unternehmen Gehörlosen das Mitreisen ermöglicht: Seit einem halben Jahr bieten die Schiffe mobile Kabinensets, die im Bedarfsfall einen Blitz- und Vibrationsalarm auslösen. Und im Schiffstheater sind einige Plätze mit Induktionsschleifen ausgestattet.

Um „blinde Passagiere“ an Bord zu bekommen, wurden die Beschilderungen auf den Kreuzfahrtschiffen mit tastbarer Schrift ausgestattet. Gemeinsam mit dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband arbeitet AIDA an weiteren Angeboten für diese Zielgruppe. Dabei gibt es viele Hürden zu überwinden, etwa wenn ein Blindenführhund mit an Bord soll. Was frisst das Tier und wo kann es sein „Geschäft“ erledigen? Was würde bei einer Seenotrettung passieren? Und: Werden Hunde manchmal seekrank?


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Kommentar

  • Eine kleine Korrektur sei erlaubt. Es gibt zwei Händen voll besonders aktive Orten und Regionen in Deutschland; diese sind zusammengeschlossen in der AG Barrierefrei Destinationen in Deutschland. Betriebe des Gastgewerbes gibt es deutlich mehr.

    Rolf Schrader

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