Berlin (csr-news) > Wie offen lassen sich Unternehmen in die Karten schauen und legen ihre Geschäftspraktiken offen? Die Antikorruptionsorganisation Transparency International wollte es genau wissen und hat die 105 größten börsennotierten multinationalen Unternehmen untersucht. Als „durchwachsen“ bezeichnet die Organisation ihre Ergebnisse, vor allem der Finanzsektor schneidet schlecht ab.
Die Bewertung basiert auf öffentlich zugänglichen Informationen der Unternehmen. Transparenz wird dabei als wichtige Voraussetzung einer erfolgreichen Antikorruptionspolitik von Unternehmen angesehen. Transparency bewertet die Berichterstattung über die eigenen Antikorruptionsprogramme als unbefriedigend. Über die Hälfte der Unternehmen veröffentlicht nicht, ob und wie viel Zahlungen sie an Parteien und Politiker leisten. Nur 45 Unternehmen berichten vollständig über ihre Tochterunternehmen. Vor allem der Finanzsektor fällt durch Intransparenz auf. Edda Müller, Vorsitzende von Transparency International: „Die Studie belegt erneut, dass wir mehr Regulierung und verbindliche Berichtsstandards für den Finanzsektor brauchen. Banken sollten ihre Beteiligungsstrukturen und nationalen Finanzkennzahlen vollständig offenlegen. Man kann nicht Steuergelder zur Rettung kassieren und sich gleichzeitig weigern, öffentlich zu dokumentieren, dass man ordentlich seine Steuern zahlt.“ Insgesamt schneiden die 24 multinationalen Banken und Versicherungen mit einem durchschnittlichen Punktwert von 4,2 nur unterdurchschnittlich ab. Gerade über die Geschäftstätigkeiten in Ländern mit fragwürdigen Regierungsstrukturen wird nur sehr ungern berichtet, dies wird unter anderem im Bereich der Rohstoffindustrie deutlich. In dieser Branche ist der Abstand zwischen den besten und den schlechtesten Unternehmen besonders groß. Während Statoil, Rio Tinto und BHP Billiton an der Spitze der Transparenz-Rangliste stehen, sind Rohstoffunternehmen wie PetroChina und Gazprom in der unteren Hälfte der Rangliste zu finden.
Verhältnismäßig gut schneiden die deutschen Unternehmen ab. In der Untersuchung wurden sieben heimische Unternehmen berücksichtigt (BASF, Allianz, Siemens, Bayer, Deutsche Telekom, E.ON und SAP). Alle befinden sich im ersten Drittel der Rangliste, als besonders positiv stellt Transparency die Tatsache heraus, dass die sieben deutschen Unternehmen auch vollständig über ihre Tochtergesellschaften berichten. Aber auch bei den deutschen Unternehmen gibt es Nachholbedarf. In keinem Fall wird angezeigt, wie viel Steuern die Töchter in den jeweiligen Ländern zahlen. Edda Müller: „Unternehmen sollten länderspezifische Zahlen, wie Umsatz, Vorsteuerergebnis und Steuern veröffentlichen. Nur so können die Bürger dieser Länder feststellen, inwieweit Unternehmen Zahlungen an die Regierungen tätigen, Gelder verschwunden sind oder durch entsprechende Konstruktionen Steuern vermieden wurden“.
Der vollständige Bericht steht auf der internationalen Website zum Download bereit.