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Den demografischen Wandel im Unternehmen managen

Der demografische Wandel der Gesellschaft hat auch, teilweise gravierende, Auswirkungen auf die Unternehmen. Der Fachkräftemangel und die „Rente mit 67“ bringen das Thema immer wieder auf die Agenda. Haben sich Unternehmen darauf eingestellt, wollte die Bertelsmann-Stiftung wissen und hat HR-Manager und Führungskräfte aus über 200 Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz gefragt.

Gütersloh (csr-news) > Der demografische Wandel der Gesellschaft hat auch, teilweise gravierende, Auswirkungen auf die Unternehmen. Der Fachkräftemangel und die „Rente mit 67“ bringen das Thema immer wieder auf die Agenda. Haben sich Unternehmen darauf eingestellt, wollte die Bertelsmann-Stiftung wissen und hat HR-Manager und Führungskräfte aus über 200 Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz gefragt.

„Es ist nicht in Ordnung, dass Unternehmen nach Fachkräften suchen und über 55-Jährigen keine Beschäftigungsperspektive mehr geben, das muss sich ändern“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel vor wenigen Tagen auf dem diesjährigen Deutschen Seniorentag. Tatsächlich bereitet die zunehmende Altersstruktur und unterschiedliche Wünsche und Erwartungen der Beschäftigten den Unternehmen die größten Probleme, so lautet ein Fazit der Bertelsmann-Umfrage. Immerhin 52,8 Prozent der Befragten sehen durch den demografischen Wandel ein erhöhtes Konfliktpotenzial in den Unternehmen. Wesentlich Änderungen sind aber nicht zu erwarten – nur rund 53 Prozent rechnen für die Zukunft mit mehr Arbeitsplätzen für über 60-Jährige. Angesichts der Tatsache, dass die Erwerbstätigenquote der 60- bis 64-Jährigen 2010 in Deutschland gegenüber dem Vorjahr um 2,4 Prozent auf 40,8 Prozent gestiegen ist und allen Prognosen nach in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird, ist dieses Ergebnis überraschend, so die Autoren der Studie. Auswirkungen auf die Beschaffung neuer Arbeitskräfte hat dies jedoch kaum. Nur acht Prozent der Unternehmen sprechen gezielt ältere Mitarbeiter an, der Großteil konzentriert sich nach wie vor auf jüngere Arbeitnehmer.

Großen Wert legen die Unternehmen auf den Erhalt der Arbeits- und Leistungsfähigkeit ihrer Beschäftigten sowie deren Gesundheit. Dazu gehört unter anderem auch die Möglichkeit zur Weiterbildung. „Auch die Berufserfahrenen brauchen immer wieder Perspektivenwechsel, um im Job fit zu bleiben“, so Dr. Matthias Meifert, Director bei Kienbaum Management Consultants. Dennoch scheinen gerade ältere Beschäftigte eher „Weiterbildungsmüde“ wie eine aktuelle Studie der Deutschen Universität für Weiterbildung (DUW) zeigt. Danach zeigen nur 17 Prozent der über 56-Jährigen noch ein starkes Interesse an Weiterbildungsmaßnahmen. „Unternehmen brauchen aber heute, angesichts des demografischen Wandels und Fachkräftemangels Mitarbeiter, die auch mit 50plus noch Interesse an ihrer beruflichen Weiterentwicklung haben“, so Prof. Dr. Ada Pellert, Präsidentin der DUW. Gerade beim Thema Weiterbildung treffen die unterschiedlichen Vorstellungen der Generationen aufeinander. Die Arbeitgeber müssen sich gleichzeitig auf zwei Arbeitnehmer-Generationen einstellen, die völlig unterschiedliche Vorstellungen vom Lernen und Arbeiten haben. „Ein attraktiver Arbeitgeber begleitet Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlang ihrer individuellen Lebensphasen und macht ihnen jeweils passende Weiterbildungsangebote“, so Pellert. Gerade dem wichtigen und konfliktträchtigen Thema der Generationenvielfalt in den Unternehmen wird aber nur eine sehr geringe Priorität beigemessen. Unternehmen sollten beispielsweise durch altersgemischte Teams diesen Konfliktherd entschärfen und ein Miteinander der Generationen fördern, raten die Autoren der Bertelsmann-Stiftung.

Eine Studie der Robert-Bosch-Stiftung zeigt, dass sich ältere Menschen, jenseits des 65. Lebensjahres überwiegend für sehr fit und im Durchschnitt rund acht Jahre jünger fühlen. Dies sollte jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass einem strategischen Gesundheitsmanagement in den Betrieben eine hohe Bedeutung zukommt. Leider oftmals auch ein finanzielles Problem. Fast sechzig Prozent der Unternehmen in der Bertelsmann-Umfrage stellen keine finanziellen Mittel bereits, um den demografischen Herausforderungen zu begegnen, obwohl fast zwei Drittel zusätzliche Investitionen als notwendig erachten, denn die Arbeitsbedingungen haben auch direkten Einfluss auf die Zufriedenheit der Mitarbeiter. Das zeigt sich am Beispiel der Bosch Siemens Hausgeräte GmbH (BSH). Derzeit lässt das Unternehmen alle Arbeitsplätze in der Produktion mit der Methode ERGO-Check überprüfen. Danach werden alle Arbeitsplätze auf gesundheitlich belastende Bewegungen analysiert und mit einer grünen, gelben oder roten Prüfplakette versehen. An Arbeitsplätzen mit gelber Plakette ist ein Wechsel innerhalb einer Schicht vorgeschrieben. Die rote Plakette warnt vor eventuell auftretenden langfristigen Gesundheitsrisiken. „In solchen Fällen wird rasch Abhilfe geschaffen“, sagt BSH-Personalleiter Joachim Ries. So lassen sich Erkrankungen vorbeugen, eine Empfehlung der Bertelsmann-Stiftung: „Das betriebliche Gesundheitsmanagement muss sich neu ausrichten, indem es nicht so sehr nach den Ursachen von Erkrankungen fragt, als vielmehr nach den Aspekten, die die Gesundheit fördern“.

Weitere Informationen zum Thema:

Untersuchung des Bundesfamilienministeriums zum Thema „Managerinnen 50plus

Silberfuchs – Ein schweizer Netzwerk für arbeitssuchende über 50 Jahre.

Wirtschaftsfaktor Alter – Informationsseite des Bundesfamilienministeriums

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