Herne (csr-news) – Er sollte der Beginn einer Vielzahl von Jugendhilfeeinrichtungen werden und geriet zunächst in ein kommunikatives Desaster: der Kidstreff der help and hope-Stiftung in Herne. Die Verantwortlichen der vom Textildiscounter KiK gegründeten gemeinnützigen Organisation haben daraus gelernt. Ende 2011 wagten sie einen zweiten Anfang mit einem neuen Vorstand, dem Ausbau ihrer Netzwerkarbeit, pädagogischer Qualität und Offenheit gegenüber Medien.
Die help and hope-Stiftung stellt sich einem Problem, dessen Lösung staatlichen Akteuren alleine nicht gelingen kann: der Kinderarmut. Im Ruhrgebiet lebt jedes vierte Kind von Hartz IV-Leistungen, in Herne ist es fast jedes dritte. Doch Kinderarmut ist nicht nur wirtschaftliche Not, sie ist zugleich Bildungsarmut und reproduziert sich so von einer Generation in die nächste. Bildungsforscher sind sich deshalb einig, dass die pädagogische Förderung dieser Kinder im Vorschul- und Grundschulalter ansetzen muss. Initiativen wie der Kids-Treff der help and hope-Stiftung, die nicht einmal die knappen öffentlichen Kassen belasten, müssten daher hoch willkommen sein – eigentlich. Tatsächlich aber löste die Tageseinrichtung für 25 bis 30 Kids zwischen sechs und zwölf Jahren zeitweise eine Protestwelle aus. Was war geschehen?
2005 wurde die Stiftung mit dem englischen Terminus „help and hope“ mit Kapital und personeller Unterstützung des Unternehmens KiK ins Leben gerufen. Der KiK-Gründer und langjährige Geschäftsführer, Stefan Heinig, gehörte von Anfang an zu ihren wichtigsten Unterstützern. Armutsbekämpfung ist ein erklärtes Ziel der Stiftungsarbeit, die neben KiK von einem weiteren Unternehmen der Tengelmann-Gruppe, TEDi, sowie von weiteren, ganz unterschiedlichen Firmen sowie einigen Privatspendern unterstützt wird. help and hope plante zunächst, neben der Förderung von Projekten anderer Träger mehrere eigene Kidstreffs ins Leben zu rufen. Ausgangspunkt sollte ein Projekt in Dortmund-Scharnhorst werden. Zu dieser Zeit stand KiK im Zentrum der öffentlichen Kritik, nicht zuletzt durch zwei 2010 ausgestrahlte ARD-Beiträge mit dem Titel „Die KiK-Story – die miesen Methoden des Textildiscounters“. Politiker und Verbände kritisierten das pädagogische Konzept und den unternehmerischen Hintergrund der Stiftung, die sich daraufhin aus Dortmund zurückzog und in der Ruhrgebietsstadt Herne ihren ersten Kidstreff eröffnete.
Doch auch hier produzierte die Kindertagesstätte nach Konflikten mit den eigenen Mitarbeitern und Entlassungen zunächst Negativschlagzeilen in Serie, befeuert insbesondere von politisch linksgerichteten und „kapitalismuskritischen“ Gruppen. Zugleich spiegelte sich die Diskussion über den Unterschied zwischen Bildungssponsoring und Werbung in Herne wider. help and hope zog sich diesmal jedoch nicht zurück, sondern überdachte das eigene Konzept und startete Ende 2011 mit einem neuen Vorstand in eine neue Zeit, in der Netzwerkarbeit, die Qualität des pädagogischen Konzeptes und eine offene Kommunikation im Vordergrund stehen sollen.
Die Bedeutung von Netzwerken dürfte den Stiftungsmitarbeitern während der kontroversen Diskussionen im vergangenen Sommer deutlich vor Augen gestanden haben. Ihr wichtigster Netzwerkpartner ist die nahegelegene Janosch-Förderschule. Es sind vor allem Kinder dieser Schule, die den Kidstreff nutzen. Mitarbeiter der Kidstreffs nehmen dort gelegentlich an Lehrerkonferenzen teil. In der kontroversen öffentlichen Diskussion stand der Schulleiter dem Projekt zur Seite und betonte öffentlich die Bedeutung dieser Einrichtung für seine Schüler.
Von der Vorstellung, eine Vielzahl an Kidstreffs gründen zu wollen, ist die help and hope-Stiftung abgerückt. „Wir wollen in den kommenden Jahren nicht quantitativ wachsen, sondern qualitativ besser aufgestellt sein. Unsere Arbeit soll wirken“, sagt die stellvertretende help and hope-Vorsitzende Aniko Nadine Kalle. Die inhaltliche Ausdifferenzierung des Angebotes ist vor allem Aufgabe der pädagogischen Leiterin der Stiftungsarbeit, der Sozialpädagogin Marianne Lüke.
Hausaufgabenhilfe, ein Filmprojekt und eine Woche Zirkusleben – die Angebote sind des Kidstreffs sind schon heute vielseitig. Die pädagogische Leiterin begleitet die Konzeptentwicklung und bietet den Mitarbeitern vor Ort Supervision an. Lüke: „Wir wollen die Kinder nicht verwalten, sondern sie sollen hier echte Zukunftschancen bekommen.“ Ausgeweitet werden soll demnächst die Elternarbeit. Mit der Hilfe von Studierenden soll eine wissenschaftliche Reflexion der pädagogischen Praxis entwickelt werden. Auch die Stiftungsarbeit als Ganzes soll sich inhaltlich weiterentwickeln. Ein größeres Gewicht wird dabei die Förderung von Übergängen zwischen Schule und Beruf erhalten. Eine Aufgabe, die sich für eine unternehmensnahe Stiftung mit ihren Kontakten in die Wirtschaft anbietet.
Auszeichnen will sich help and hope zukünftig zudem durch einen offenen Umgang mit Medien. Dabei will sie kritischen Fragen nicht ausweichen, die es wohl auch in Zukunft geben wird. Mit einem Kapitalstock von 150.000 Euro und jährlichen Spenden zwischen 500.000 Euro und 1 Million Euro gehört sie zu den kleineren Mitgliedern der Stiftungsgemeinde. Aber sie will ihre besonderen Möglichkeiten nutzen, gesellschaftliche Kräfte bündeln und innovativ wirken: Im Kidstreff gibt es erste ehrenamtliche Mitarbeiter, etwa 200.000 Euro jährlich werden von Kunden der Partnerunternehmen über sogenannte Spendenteller beigesteuert und die Unternehmens-Spender sollen durch eine intensivierte Netzwerkarbeit besser eingebunden werden. „Wir wollen für unsere Kinder lernen“, sagt Lüke.
Die help and hope-Stiftung im Internet:
www.helpandhope-stiftung.com