London > Das International Integrated Reporting Committee, IIRC, hat ein Diskussionspapier zur integrierten Berichterstattung vorgestellt. Sir Michael Peat, Vorsitzender des IIRC: „Die Welt hat sich geändert, die Berichterstattung muss nun folgen“. Mit dem Diskussionspapier wird der nächste Schritt für die Entwicklung eines Rahmenkonzepts für die integrierte Berichterstattung eingeleitet. Die internationale Fachwelt ist nun aufgerufen bis zum 14. Dezember 2011 beim IIRC eine Stellungnahme einzureichen. Bereits am 14. und 15. Oktober werden die Vorschläge auf der G20-Finanzministerkonferenz diskutiert.
Mit der integrierten Berichterstattung sollen Geschäftsberichte (inkl. Anhang) und Nachhaltigkeitsbericht zu einem Report zusammengefasst werden. Dadurch werden die finanziellen Leistungen eines Unternehmens im Kontext der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen sichtbar. Das IIRC will erreichen, dass der integrierte Bericht zum Standard wird. Ausdrücklich begrüßt wird die Initiative von Dr. Oliver Beyhs, Partner bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG: „Es ist grundsätzlich richtig, eine grundlegende Weiterentwicklung der Unternehmensberichterstattung unter Einschluss aller Betroffenen anzustreben. In den letzen Jahren hat sich dies in Informations-Silos abgespielt: IFRS, Vergütung, Nachhaltigkeit oder Corporate Governance sind Beispiele dafür. Es wurde kein ganzheitlicher Blick mehr auf Unternehmen geworfen“. Ebenso begrüßt Norbert Winkeljohann, Sprecher des Vorstands von PwC das Diskussionspapier: „In unserer globalisierten und eng vernetzten Wirtschaftswelt liefert die isolierte Betrachtung eines Unternehmens nur noch einen begrenzten Erkenntnisgewinn. Regeln und Standards der Finanzberichterstattung müssen daher sinnvoll erweitert werden, um den Märkten eine rationale Einschätzung der bestehenden Risiken zu ermöglichen“.
Mit dem vorgelegten Diskussionspapier wird das traditionelle Reporting auf den Kopf gestellt. Oliver Beyhs: „Die Sicht auf das Unternehmen und dessen Performance soll sich massiv ändern. Es wird ein breiteres, mehrdimensionales Bild von Unternehmen gezeichnet. Das Finanz- und Rechnungswesen in Unternehmen wird zum Informationswesen, sein Aufgabenbereich enorm erweitert“. Nach den Vorschlägen des IIRC wird die Berichterstattung einen Blick auf die strategische Ausrichtung eines Unternehmens ermöglichen und darüber wie diese im Hinblick auf den Umgang mit Ressourcen umgesetzt wird. Dazu ist eine ganzheitliche Betrachtung des Geschäftsmodells und der Wertschöpfung notwendig. Wirtschaftlicher Erfolg misst sich dann auch daran, welche unternehmenseigenen und gesellschaftlichen Ressourcen für die Wertschöpfung verbraucht werden. Zudem wird der Blick erweitert, es wird nicht nur das eigene Unternehmen betrachtet, sondern die gesamte Wertschöpfungskette. Ein integrierter Bericht gibt Einblicke in die Beziehungen zu den Stakeholdergruppen, berücksichtigt ihre Bedürfnisse und beantwortet ihre Fragen. Zudem ist er zukunftsgerichtet, zeigt die erwartete Entwicklung des Unternehmens auf und benennt Unsicherheiten und Risiken. Oliver Beyhs: „Mit der Fokussierung der Berichterstattung auf das Geschäftsmodell und die Strategie des Unternehmens ist die Chance verbunden, sich stärker auf die wirklich wichtigen Informationen zu konzentrieren. Ich warne allerdings vor überzogenen Erwartungen. Es wird noch eine Weile dauern, bis sich das Integrated Reporting-Modell flächendeckend durchsetzt“. Zunächst startet das IIRC im Oktober ein zweijähriges Pilotprojekt. Während dieser Zeit soll das Modell überprüft und weiterentwickelt werden.
Das Diskussionspapier steht online und als PDF zur Verfügung.