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Transparenz und Verantwortung in der Tabakindustrie? Das Beispiel British American Tobacco

„Rauchen kann tödlich sein.“ In unserer Familie weiß jeder: es stimmt. Norgart starb zu jung an den Folgen eines Raucherbeins und multipler Gefäßverengungen. Über zwei Jahre haben wir ihr Leiden miterlebt, das Rauchen konnte sie trotzdem nicht lassen. „Es gibt keine gesunde Zigarette und die wird es auch nicht geben“, sagt Ralf Leinweber, Leiter der BAT-Unternehmenskommunikation. Der Konzern arbeitet an einer eigenen, ausgefeilten CSR-Strategie für Deutschland, in der es um die Kernansprüche der Stakeholder geht.

Hamburg > „Rauchen kann tödlich sein.“ In unserer Familie weiß jeder: es stimmt. Norgart starb zu jung an den Folgen eines Raucherbeins und multipler Gefäßverengungen. Über zwei Jahre haben wir ihr Leiden miterlebt, das Rauchen konnte sie trotzdem nicht lassen. „Es gibt keine gesunde Zigarette und die wird es auch nicht geben“, sagt Ralf Leinweber, Leiter der Unternehmenskommunikation bei British American Tobacco (BAT). Lucky Strike, Pall Mall und war sonst noch an Zigarettenmarken zum Hause BAT gehört – jede Zigarette ist ungesund.

Die gesellschaftliche Debatte darüber, wie wir mit selbstzerstörerischen Lebensgewohnheiten unserer Mitbürger – oder den eigenen – umgehen, ist facettenreich. Manche verbieten wir, wie etwa den Heroinbesitz – und konsequenterweise ebenfalls die Herstellung von Heroin. Bei anderen können wir nur auf Apelle und Aufklärung setzen – etwa bei zu reichhaltiger und einseitiger Ernährung. Dass wir bei abhängigkeitsbildenden Genussmitteln wie Alkohol und Tabak nicht nur an rational entscheidende Zeitgenossen denken dürfen, dass mancher körperlich und psychisch gebunden ist, das ist die andere Seite der Medaille. Die Umsetzung radikaler politischer Lösungen ist dennoch nicht einfach: Am Beispiel des Alkohols haben uns die USA und Russland vorgeführt, wie wenig das Verbot eines kulturintegrierten Genussmittels gelingt – Prohibition erscheint hier nicht als Lösung.

Zigarettenherstellung ist legal

Es spricht alles dafür, Menschen für das Nichtrauchen zu gewinnen. Solange aber Rauchen legal ist, bleibt folgerichtig die Herstellung von Zigaretten legal. In der CSR-Debatte gibt es die Position: Wenn ein Zigarettenunternehmen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen will, muss es sein Produkt wechseln. Solange es aber Raucher gibt, wird es auch Zigarettenhersteller geben – die unter mehr oder kontrollierten Bedingungen ihre Waren anbieten. Bereits in den gesellschaftlichen Dialog eingebundene Tabakkonzerne erscheinen da als die besseren Partner.

Blauäugigkeit bleibt indes unangebracht: Während es im gesellschaftlichen Interesse liegt, die Zahl der Raucher zu verringern, liegt der erfolgreiche Absatz ihrer Produkte im Interesse von Zigarettenmarken. Bei den Diskussionen über gesetzliche Beschränkungen des Rauchens, der Zigarettenwerbung oder des Tabakverkaufs agiert die Tabakindustrie interessengeleitet, auch wenn sie sich zum Fürsprecher der Raucher erklärt. In diesen Entscheidungsprozessen wären von der Tabakindustrie gesponsorte Experten und Politiker die denkbar schlechtesten Beteiligten. Deshalb brauchen wir ein transparentes Lobbying.

Transparenz ist nicht so einfach

Bei British American Tobacco ist CSR als Prozess seit dem Jahr 2000 verankert. Im Stakeholderdialog, einem wichtigen CSR-Element, besitzt das Tabakunternehmen eine lange Tradition. Seit etwa drei Jahren arbeitet BAT in Deutschland unter der Überschrift „Sustainability“ an seinem eigenen deutschlandbezogenen Nachhaltigkeitsprofil. Dabei geht es nicht nur um Fragen der Produktverantwortung: Die weltweit größte Produktionsstätte des Konzerns hat 1.400 Mitarbeiter und befindet sich in Bayreuth. Auch bei BAT geht es um die ganze Palette der Unternehmensverantwortung: für die landwirtschaftliche Tabakerzeugung, die Zulieferkette, die Arbeitnehmer in Deutschland, die Auswirkungen der Produktion auf die Umwelt. Spannend wird es bei Verantwortungsfragen in Bezug auf das Marketing, den Stakeholderdialog, das Lobbying und das Produkt selbst. „Harm Reduction“ heißt das Schlagwort für letzteres – Schadensminimierung. Was seine Grenzen manchmal auch beim Kunden findet, der schadensminimierte Produkte nicht annimmt, so Leinweber.

Beim Stakeholderdialog sagen wichtige Anspruchstellergruppen ab. Das Deutsche Krebsforschungszentrum Heidelberg etwa ist nicht bereit, sich mit einem Unternehmen der Tabakindustrie an einen Tisch zu setzen, so Leinweber. Wer dagegen am Stakeholderdialog teilnimmt, ist dem Kommunikationsverantwortlichen nicht zu entlocken: Die Teilnehmer würden von Kampagnenorganisationen angeprangert. BAT stellt Protokolle der jährlichen Dialoge ins Internet: Darin werden die Stakeholderforderungen und die Antworten des Unternehmens benannt, aber eben nicht die Beteiligten. Die Anonymität der Dialogteilnehmer liegt dabei sicher nicht (nur) im Interesse von BAT und ist ein Beispiel dafür, dass es nicht so einfach ist mit der Transparenz in der Branche.

Für die Schärfung seines CSR-Profils in Deutschland hat BAT besonders relevante Themenbereiche ermittelt: Politische Kommunikation und Lobbying gehören dazu, ebenso verantwortungsvolles Marketing, risikoarme Produkte und der Jugendschutz. Man darf gespannt sein, was BAT Deutschland in den nächsten Monaten über seine CSR-Strategie veröffentlicht. Und welche Maßnahmen Bundes- und Landesregierungen tatsächlich umsetzen, um das Rauchen weiter zurückzudrängen.

Der Konzern im Internet:
www.bat.de

Foto: Unternehmensstandort in Bayreuth


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