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Begriff der CO2-Neutralität sagt Konsumenten wenig

Berlin/München > Beim Thema CO2-Neutralität besteht ein großes Informationsdefizit in der Bevölkerung. Viele Verbraucher wissen nicht, um was es sich bei diesem Begriff handelt. Das ist das zentrale Ergebnis einer Online-Diskussion auf diskutiere.de, dem gemeinsamen Projekt der Bundesinitiative UPJ e.V. und O2 Germany. Auf der Abschlussveranstaltung im Berliner Umweltforum beschäftigten sich führende Klimaexperten mit dem Thema „CO2-Neutralität – Aktiver Umweltschutz oder moderner Ablasshandel?“. Teilnehmer waren unter anderem Thomas Brose, Geschäftsführer Klima-Bündnis, Moritz Lehmkuhl, Geschäftsführer ClimatePartner und Dr. Hans-Jürgen Nantke, Leiter der deutschen Emissionshandelsstelle im Umweltbundesamt.

Die Diskussion auf www.diskutiere.de brachte in erster Linie hervor, dass viele Verbraucher nicht wissen, was sich hinter dem Begriff CO2-Neutralität verbirgt. Beispielsweise werden die freiwilligen Kompensationsmaßnahmen von unvermeidbaren CO2-Emissionen nicht vom staatlich geregelten Emissionshandel unterschieden. Unternehmen, die CO2-Neutralität als wichtiges Thema betrachten, müssen ihr Umfeld daher noch stärker diesbezüglich sensibilisieren.

Die Skepsis gegenüber dem Konzept der CO2-Neutralität war unter den Teilnehmern der Online-Diskussion groß. Sie wurde von vielen nicht als aktiver Umweltschutz, sondern als eine moderne Form des Ablasshandels gesehen. Nur mehr Glaubwürdigkeit und Transparenz, zum Beispiel durch eine unabhängige Zertifizierung, könnten dies ändern. In jedem Fall war für die Teilnehmer CO2-Neutralität nur ein Baustein beim Klima- und Umweltschutz – sie stimmten dabei mit den Expertenmeinungen, die auf www.diskutiere.de abgerufen werden konnten überein.

Unternehmen, die Nachhaltigkeitsaspekte vernachlässigen, wurden von den Diskussionsteilnehmern kritisiert. Eine strategische Umwelt- und Klimapolitik müsse vielmehr als Wettbewerbsvorteil und Marktchance wahrgenommen werden. Auch der Verbraucher könne durch seine Marktmacht und durch Energiesparen zum Klimaschutz beitragen, so die Meinung vieler Teilnehmer der Online-Diskussion.

Parallel zur Diskussion auf www.diskutiere.de nahmen auf der Homepage der Wirtschaftszeitung Handelsblatt fast 450 Personen an einer Umfrage zum Thema Zahlungsbereitschaft für CO2-neutrale Produkte teil. Hier war das Echo geteilt. Immerhin waren über die Hälfte der Teilnehmer dazu bereit, unter transparenteren Bedingungen mehr Geld für CO2-neutrale Produkte auszugeben.

Führende Experten diskutierten im Berliner Umweltforum
In die ähnliche Richtung ging auch die Meinung der Experten bei der Abschlussveranstaltung im Berliner Umweltforum. „Die Reduzierung von CO2 darf bei der Diskussion um CO2-Kompensation nicht in den Hintergrund treten“, bekräftigte Thomas Brose, Geschäftsführer Klima-Bündnis.

Christoph Steck, Leiter Corporate Reputation & Responsibility bei O2 Germany, äußerte gegenüber der Fachjournalistin Susanne Bergius, die die Veranstaltung moderierte: „Wir halten nichts vom alleinigen Kauf von Klimaschutzzertifikaten anstelle von Energiereduzierung und -effizienz. In jedem Fall sollte auch ein klimaneutrales Produkt in eine ganzheitliche Klimaschutzstrategie eingebunden sein.“

Die Online-Diskussion auf der Online-Plattform www.diskutiere.de lief vom 19. November 2007 bis 18. Januar 2008. Insgesamt besuchten während dieser Zeit mehr als 1.500 Interessierte die Seite. Diskussionsbeiträge wurden von Verbrauchern und Fachexperten abgegeben, daneben konnten Expertenmeinungen und weiterführendes Informationsmaterial abgerufen werden.

Diskutiere! ist ein gemeinsames Projekt der Bundesinitiative UPJ e.V. und O2 Germany. Die Internetplattform dient als Forum zur Erörterung aktueller gesellschafts- und sozialpolitischer Themen. Die auf www.diskutiere.de von Unternehmen, Organisationen und Verwaltungen veröffentlichten Fragen werden jeweils mehrere Wochen lang diskutiert.

Foto: Die Expertenrunde (v.l.): Dr. Hans-Jürgen Nantke, Thomas Brose, Susanne Bergius, Moritz Lehmkuhl, Joachim Löchte, Christoph Steck (UPJ)


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