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Der Name verpflichtet – die Kultur eines Unternehmens bürgt für Qualität und Werte

Alexandra Hildebrandt im Gespräch mit Annette Roeckl.

Wenn ein Unternehmen 170 Jahre am Markt ist, dann ist die Tradition nicht nur Verpflichtung. Sondern Garant für Verbindlichkeit: von Werten, von Qualitätsmaßstäben, nicht zuletzt auch von Führung und unternehmerischer Verantwortung. Annette Roeckl, in sechster Generation an der Spitze des Marktführers im Bereich Qualitätshandschuhe, sagt: Die im Unternehmen gelebten Werte schaffen eine Kultur, die das Handeln der Mitarbeiter prägt und innerhalb derer intuitive Sicherheit das schnelle Fällen von Entscheidungen begünstigt.

Annette Roeckl ist Geschäftsführerin der Roeckl Handschuhe & Accessoires GmbH & Co. KG in der sechsten Generation. Seit 1839 ist der Name Roeckl mit Handschuhen und mit München verbunden. Das Unternehmen konzentrierte sich von Beginn an auf die Herstellung edler Handschuhe und ist heute europäischer Marktführer der Branche. Seinen Standort hat das Unternehmen seit Gründerzeiten in München.

“Der Name ist ein Stück des Seins und der Seele”, befand Thomas Mann. Gilt das auch für Sie?

Der Name steht für eine Person, für ein Unternehmen, für eine Marke, für eine Tradition. Bei mir kommt dies alles zusammen: Ich bin Namensträgerin, Unternehmerin, Nachfolgerin in der Familiendynastie in sechster Generation. Mein Anspruch an die Vertrauenswürdigkeit, hohe Qualität und Kompetenz von Roeckl ist hoch – persönlich wie unternehmerisch ist dies Freude und Verpflichtung gleichzeitig. „Der Name Roeckl verpflichtet“, hatte mein Großvater uns Kindern mitgegeben – ich sehe es ebenso.

Haben Qualität und Preis in einer globalisierten Wirtschaft noch Zukunft?

Bei unseren Produkten findet der Kunde Werthaltigkeit, Substanz, Nachhaltigkeit: von Hand und mit Hinwendung gemacht – und vor allem: mit Zeit. All diese Eigenschaften sind heute echte Luxus-Werte. Nicht zuletzt bietet Qualität Orientierung und Sicherheit – im Dschungel der Überangebote unserer Zeit ist das eine Wohltat.

Inwiefern können Qualität und Design eines Produkts die persönliche Lebensqualität bereichern?

Werthaltigkeit bereichert immer. Qualität in Verarbeitung, Wahl der Materialien und Design zeigt sich im Produkt – und es bereichert, sich mit schönen und hochwertigen Produkten zu umgeben, an denen man sich freuen kann. Das Gefühl und das Wissen, sich etwas Gutes zu tun, sich mit Schönem zu schmücken, steigern das Wohlbefinden, den Selbstwert und die Lebensfreude.

Bieten Ihre Produkte dem Verbraucher neben Funktionalität auch einen emotionalen Mehrwert?

Der Kunde weiß, dass die Produkte von einem Familienunternehmen stammen, das sich seit fast 170 Jahren konsequent der Herstellung hochwertigster Handschuhe und Accessoires verschrieben hat. Der faktische und emotionale Mehrwert schwingt mit in der Tradition des Unternehmens. Und der Kunde weiß auch, dass er ein Premium-Produkt kauft. Auch dieses Wissen erzeugt einen emotionalen Mehrwert.

Ist die Wahrnehmung des emotionalen Mehrwerts nicht auch abhängig vom persönlichen Lebensstil, von eigenen Werten und moralischen Kriterien?

Teils, teils. Ich stimme zu, dass eine Affinität, eine Resonanz für den emotionalen Markenmehrwert beim Kunden vorhanden sein muss, damit er diesen wahrnehmen kann. Aber ich denke sogar, dass dieser emotionale Mehrwert in der Substanz des Produktes enthalten ist, also auch durch das Produkt allein wahrnehmbar ist. Wenn man bedenkt, dass Roeckl-Handschuhe nach wie vor vollumfänglich in Handarbeit hergestellt werden und jedes Paar eine Einzelanfertigung ist, dann kann man sich schon vorstellen, dass die Wirkung eines solchermaßen hergestellten Produktes anders ist als etwa eines industriell gefertigten Massenartikels.

Bob Haas, Chairman Levi Strauss, sagte einmal: „Es gibt zwei wesentliche Dinge: Das erste ist der Wert der Menschen, und das zweite ist die Bedeutung von Werten im Unternehmen.“ Menschen sind die eigentliche Schnittstelle einer Firma. Indem sie Werte aus ihrer eigenen Lebenswelt transportieren, sorgen sie für Offenheit und Flexibilität im Unternehmen. Welche Werte können Menschen helfen, ihren Beruf gut auszuüben? Essentiell ist für mich die Qualität des Umgangs miteinander im Unternehmen: frei von Dünkel und Hierarchie, mit viel Wertschätzung, Respekt, Achtung, Wohlwollen und mit Interesse an jedem einzelnen Mitarbeiter. Dies ist die Kultur bei uns im Hause, und dies entspricht auch sehr meiner eigenen Wertestruktur. Im Team mit den Menschen hier im Unternehmen zu arbeiten, gerne zusammenzuarbeiten, auch Spaß miteinander zu haben, gemeinsam Herausforderungen zu meistern und auch mal angespannte Situationen zu überstehen, das stellt für mich persönlich einen wesentlichen Wert, auch meiner Arbeit als Unternehmerin, dar. Ich meine, dass Großes nur gemeinsam geleistet werden kann – und wenn diese Teampower lebendig ist, kann wirklich Überraschendes geleistet werden.

Nun, welche Werte können Menschen helfen, ihren Beruf gut auszuüben? Ernsthaftigkeit und Engagement, Verantwortung, Freude an der Sache, Verstehen und Eingebundensein in einen Zusammenhang, sicher auch Ziel-, Lösungs- und Ergebnisorientierung. Nicht zuletzt Interesse am Unternehmen sowie Respekt und Wertschätzung vor dem Unternehmen, dem Unternehmer, den Kollegen, der Sache, den Ressourcen …

Allerdings meint Josef Wieland, Professor für Wirtschaftsethik an der Fachhochschule in Konstanz: „Wer sich Werte an die Fahne heftet und nicht nach ihnen lebt, riskiert es, doppelt scharf kritisiert zu werden.“

Zu Recht, denke ich. Was man von anderen erwartet oder einfordert, ist man in der Verantwortung, selbst zu leben und zu leisten. Über die Vorbildfunktion als Unternehmerin bin ich mir bewusst – Vorbildverantwortung haben bei uns im Hause alle Führungskräfte.

Kann die Vertrauenswürdigkeit Ihres Unternehmens als wesentlicher Teil seines Kapitals angesehen werden?

Ja. Produkte der Marke Roeckl tragen das Leistungsversprechen von bester Qualität. Die Kunden haben großes Vertrauen, hier Produkte exzellenter Qualität zu erhalten. Es ist unsere wesentliche Verantwortung, diesem Versprechen und Anspruch jederzeit nachzukommen und immer dafür zu sorgen, dass eine stetige Weiterentwicklung erfolgt. Die Nachhaltigkeit dieser Verpflichtung zu bester Qualität über die vielen Jahrzehnte, seit fast 170 Jahren, hat dafür gesorgt, dass Kunden erhebliches Vertrauen in die Produkte der Marke setzen. Somit sind dieses Vertrauen der Kunden und die Vertrauenswürdigkeit des Unternehmens ein wesentliches Kapital.

Was verbinden Sie mit dem Begriff „werteorientiertes Wirtschaften“?

Fairness. Verantwortung gegenüber Kunden und Mitarbeitern. Verantwortung gegenüber der Umwelt und Natur. Herstellung und Verkauf von werthaltigen Produkten.

Ein Unternehmen ist heute nur dann erfolgreich, wenn es sich auf kürzere Markt-und Produktzyklen, auf die Halbwertszeit von Wissen sowie auf veränderte Mitarbeiter und Kunden einstellen kann. Das erfordert schnelles und unbürokratisches Handeln. Wie gelingt es Ihnen, spezifisch menschliche Potentiale wie Innovationskraft, Engagement, Flexibilität, Partnerschaftlichkeit, Fairness, soziale Kompetenz, Integrität, Kreativität sowie Verlässlichkeit der wechselseitigen Handlungs- und Verhaltenserwartungen immer wieder neu zu erschließen?

Die Kultur und Haltung im Unternehmen, die Ausrichtung und die Vision des Unternehmens, seine Ziele müssen klar kommuniziert und eindeutig verstanden sein. Auf dieser Basis kann ich Vertrauen in meine kompetenten Führungskräfte setzen. In dieser vertrauensvollen Zusammenarbeit und in diesem klaren Rahmen haben die Führungskräfte und Mitarbeiter den Raum, die Freiheit und Verantwortung, sich aktiv einzubringen. Im Werteverständnis des Unternehmens ist jeder Mitarbeiter mit seinem persönlichen Engagement wichtig und beitragend. Durch die im Unternehmen gelebten Werte existiert eine Kultur, die das Handeln der Mitarbeiter prägt und innerhalb derer intuitive Sicherheit das schnelle Fällen von Entscheidungen begünstigt.

Zunehmend wird unternehmerisches Verhalten von der Öffentlichkeit daraufhin geprüft, ob ein verantwortliches Management erkennbar ist, das langfristig die Unternehmenszukunft sichert und vor Reputationsrisiken schützt. Wie gewährleisten Sie, dass der hohe Qualitätsmaßstab von Roeckl durch die gesamte Wertschöpfungskette getragen wird? Werden Ihre Einkäufer nicht nur am Preis und der Qualität der Ware gemessen, sondern auch an den sozialen Umständen, unter denen diese produziert worden sind?

Soziale Fairness ist Voraussetzung für die Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten. Roeckl bietet hochwertige Produkte an, die mit sozialer Verantwortung produziert werden. Wir pflegen langjährige, stabile Beziehungen zu unseren Produktionsstätten, sind in engem Kontakt mit diesen und sind regelmäßig vor Ort, sodass wir hierüber auch Sicherheit haben. Durch diese intensive Kooperation und die häufige Präsenz vor Ort sind wir in der Lage, unseren hohen Qualitätsstandard zu sichern.

Welche Kriterien muss ein Roeckl-Produkt erfüllen, damit es den Weg von der Produktidee bis zur Markteinführung erfolgreich besteht?

Exzellente Qualität in Material, Verarbeitung, Passform, Design und Stilistik. Nicht zu vergessen Trendkompetenz.

Durch die Globalisierung internationalisieren sich nicht nur Geschäftsprozesse, sondern auch die Belegschaften. Der Umgang mit kulturellen Unterschieden wird somit immer wichtiger. Inwiefern ist das Management dieser personell-kulturellen Vielfalt auch eine der großen Herausforderungen für Roeckl?

Kulturelle Vielfalt in der Belegschaft von Roeckl gibt es schon lange. Wir erleben es als Bereicherung, Mitarbeiter und Kollegen aus anderen Kulturkreisen und Ländern bei uns im Team zu haben. Kritische Situationen oder Themen aufgrund von kultureller Andersartigkeit hat es nie gegeben. Wichtig ist, klar und offen zu kommunizieren, was wichtig ist und welche Regeln im Unternehmen gelten. Auch für den Mitarbeiter einer anderen Nationalität ist es wichtig, dass er offen seine – gegebenenfalls anderen – Bedürfnisse mitteilt, sodass ein guter Weg miteinander gefunden werden kann.

Sie haben vor elf Jahren die Handschuhfertigung von Bayern komplett nach Südosteuropa verlagert. Wie lange dauerte es, bis die Mitarbeiter der Produktionsstätte Roeckl Romania Ihre Qualitätsstandards verinnerlicht und umgesetzt hatten? Mit welchen Herausforderungen wurden Sie konfrontiert?

Die Herausforderung war, unser Qualitätsverständnis zu kommunizieren und dieses bei den Mitarbeitern in der neuen Produktionsstätte aufzubauen. Wichtig ist auch zu verstehen: Unsere Handschuhe werden von Hand gefertigt, jedes Paar ist eine Einzelanfertigung, und das Material Leder ist ein Naturprodukt und als solches nicht normbar, denn jedes Lederfell ist ein Unikat. Die Kombination von Handarbeit und Naturmaterial stellt den Qualitätssicherungsprozess permanent in den Vordergrund. Bis ein Handschuhmacher oder eine Handschuhnäherin den vollen Qualitätsstandard und die erforderliche Kompetenz in der Fertigung hat, dauert es zirka zwei Jahre. Darum haben Nachwuchs und Ausbildung einen wichtigen Stellenwert.

Jede Veränderung beginnt mit einer Vision und einer Entscheidung, zu handeln. Ist es deshalb für Sie auch und gerade in Krisenzeiten wichtig, eine Vision zu haben?

Ja. Ich will und ich muss wissen, was ich will, wohin ich gehe, warum ich das mache, was ich mache. Eine Vision gibt Kraft und Mut. Manchmal sind Visionen brillant-klar, aber es gibt auch das Stadium, in dem die Vision eher intuitiv ist, aber nicht weniger stark. Für die Unternehmensführung ist es wichtig, die intuitive Vision klar ins Bewusstsein zu bringen und zu formulieren.

Was macht Sie zur Grenzgängerin?

Die Tatsache, dass ich mich zwischen einer alten Firmen- und Familientradition und den Anforderungen der Zukunft bewege – also die Aufgabe, das Unternehmen auf fundamental veränderte globale Verhältnisse auszurichten. Als allein erziehende Mutter bin ich aber auch Grenzgängerin zwischen Mutterpflichten und den Anforderungen, Herausforderungen, Pflichten und Wünschen als Unternehmerin. Grenzgängerin bin ich aus Überzeugung: Ich glaube an Entwicklung. Grenzsituationen und Krisen sind eine intensive, wenn auch schwere Schule. Und nicht selten sind sie die Punkte im Leben, die zur Entwicklung hin zu einer anderen Stufe oder Dimension beitragen. Es ist wichtig, Krisen und Grenzsituationen zu bejahen und in allem nach Sinn und Entwicklungspotential zu suchen. Und: Mut zu haben, Verantwortung zu übernehmen, sich nicht beirren zu lassen, an eine Vision und sich selbst zu glauben und bereit zu sein, die Regeln zu brechen und Neuland anzustreben.

An welche Grenzsituation oder Krise erinnern Sie sich?

Als ich die Entscheidung gefällt hatte, die Unternehmensnachfolge anzunehmen, empfand ich deutlich, was eine Grenzsituation ist: Dieses Ja bedeutet ein vollumfängliches Ja mit vollen Konsequenzen für mein ganzes Leben. Mit einer Verantwortung und Verpflichtung, die über mein Leben und das meines Sohnes hinausgeht: einer unternehmerischen Verantwortung im Hinblick auf die Firmentradition, die Vorgenerationen, die das Unternehmen aufgebaut hatten, aber auch für die Mitarbeiter des Unternehmens – und einer Verpflichtung, das Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen.

Welche Grenze dürfen Sie nie überschreiten?

Dinge zu tun, hinter denen ich nicht mit meiner Überzeugung stehe. Oder die andere Menschen oder meine Selbstachtung und Würde gefährden.

Welche Tugenden sollte ein Grenzgänger haben?

Mut, Glaube an Entwicklung und daran, dass in jeder Krise eine Chance steckt, Visionskraft, Begeisterung und Leidenschaft. Auch Dynamik und Kraft, Durchhaltevermögen, Demut, Ehrlichkeit, Mut und die Disziplin, in schwierigen Situationen beharrlich weiterzuarbeiten – auch dann, wenn sich vorübergehend Glaube und Visionskraft verdunkeln. Nicht zuletzt aus Überzeugung handeln.

Was ist das Bedrohliche an einer Grenzsituation?

Als Extremsituation birgt sie klar die Gefahr des Scheiterns, des Untergangs. Es ist eine Situation, die kippen kann. Hier fehlt der Rückgriff auf einen Erfahrungsschatz, auf bekannte Verhaltensmuster. Deshalb ist sie oft mit Lähmung verbunden. In einer Grenzsituation werden bekannte Gefilde verlassen – dieses Neuland als Vision muss erst erreicht, erarbeitet, erfühlt werden, doch zunächst ist es nichts als Leere und fremdes Terrain.

Wie gehen Sie mit Ihrer Angst um?

Es gibt für mich zwei Varianten: Die Situation ansehen und analysieren oder sie verdrängen, solange es geht – bis sie mich wieder einholt, und dann stelle ich mich ihr, finde meinen Mut zurück und handle zukunfts- und lösungsorientiert.

Wo sind Ihre Grenzen?

Ich bin sehr geduldig, habe aber eine klare Grenze bei vorsätzlicher Ungerechtigkeit und Böswilligkeit, Unehrlichkeit oder mangelndem Interesse.

Welche Lehren ziehen Sie aus gescheiterten Unternehmungen?

Ich analysiere und prüfe sorgfältig, was ich daraus lernen kann und muss, was zum Scheitern beigetragen hat und worauf ich achten muss im Zusammenhang mit anderen – zum Beispiel wo ich meine blinden Flecken habe.

Was motiviert Sie? Was bringt Sie zum Handeln?

Visionen, Leidenschaft, Begeisterung, gute Partnerschaften, Teams, Projektarbeit, Erfolg, Weiterentwicklung, Herausforderungen.

Wie finden Sie die moralischen Grundlagen dafür?

In mir selbst, wenn ich das tun kann, wohinter ich auch stehe, wo meine Überzeugung ist. Dabei ist wichtig, immer den Grundsatz von Ehrlichkeit und Fairness zu beachten, offen und klar in den eigenen Anforderungen, Erwartungen und Ansprüchen zu sein.

Was heißt für Sie Erfolg?

Er ist für mich mit kraftvoller Weiterentwickelung verbunden: Das, was ich tue, möchte ich mit Freude und Herzblut machen. Damit einher geht aber auch andere für Ziele und Wege zu gewinnen, zu begeistern und mit ihnen gemeinsam etwas vorwärtszubringen. Auch teilen und sich freuen können mit denen, durch die der gemeinsame Erfolg erreicht wurde, gehört dazu. Es ist schön, wenn man das, was man aufbaut, mit Freude wachsen sieht.

Was halten Sie für Ihren größten Erfolg?

Es ist die Vereinbarung meiner Verantwortung und meiner Aufgaben als allein erziehende Mutter und Unternehmerin. Beides habe ich bejaht und gern angenommen – gemäß dem Goethezitat: „Was du ererbst von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.“ Meine Erfahrung ist, dass Mut und das Durchhaltevermögen, in schwierigen Situationen mit Disziplin weiterzuarbeiten, immer belohnt werden Lebenskraft, Strahlkraft und lebendige Vision kommen wieder in aller Klarheit.

Wie gelingt es Ihnen, Ihre persönlichen Wertmaßstäbe mit Ihrer Lebens- und Karriereplanung zusammenzubringen?

Meine persönlichen Wertmaßstäbe gelten durchgängig in Privatleben und Beruf, das ist also nicht zu trennen. Ich bin außerdem überzeugt davon, dass innere Wertmaßstäbe für verschiedene Lebensbereiche gelten. Ich bin von meiner Person her immer „Eine“ – ob als Unternehmerin, Mutter, Frau, Freundin, Mitmensch in dieser Welt. Das Problem liegt nicht in der Ausbalancierung, dem Ansetzen von unterschiedlichen Wertmaßstäben, sondern darin, dass es oft schwer ist, den Anforderungen im Privatleben und im Beruf gleichermaßen gerecht zu werden. Der grundsätzliche Wertmaßstab aber bleibt der gleiche Das, was ich mache, will ich gut machen.

Gibt es auch eine „Karriere des Herzens“, die Sie – wenn nicht äußerlich, so doch innerlich – voranbringt?

Die „Karriere des Herzens“ kommt nicht von selbst: Ich denke, sie erfordert das klare Bewusstsein, die Erkenntnis, sich weiterentwickeln zu wollen – nicht nur beruflich, sondern auch mich selbst als Mensch und Mitmensch. Wichtig dafür ist auch die Verbundenheit mit dem eigenen Gefühl, der Intuition, Leidenschaft, Angst und Freude. Außerdem ist es unabdingbar, das Leben ganzheitlich zu sehen: die Verbindung von meinem Inneren mit dem, was ich tue, also das eigene Handeln zu reflektieren und über den eigenen Tellerrand zu schauen. Wesentlich ist aber auch, dass die eigene Haltung zu Leben und Umwelt geprägt ist von Empathie, Interesse, Offenheit, grundsätzlichem Wohlwollen und Respekt vor dem Schicksal und der Person des Anderen.

Ist es nicht ein Irrtum, zu meinen, dass in der Suche nach der Gefahr ein Weg zur Erkenntnis liegt?

Für mein Verständnis liegt in der Suche nach Gefahr nicht der Weg zur Erkenntnis – diese Auffassung teile ich nicht. Im Zusammenhang von Gefahr und Erkenntnis gilt für mich: Meinen Weg, von dem ich überzeugt bin, gehen, trotz Gefahr.

Woran erkennen Sie, dass Sie nicht weiterkommen?

Damit verbunden sind für mich Lähmung, Deprimiertheit, Dumpfheit, abnehmende Energie, Freudlosigkeit und Zweifel.

Was ist Ihre Erfüllung?

Mit Freude zu leben und das, was ich mache, mit Leidenschaft, Erfolg und Überzeugung zu tun. Mit anderen Menschen verbunden zu sein, ein gutes Gefühl zu haben in meiner Doppelrolle als Mutter und Unternehmerin – und zu sehen, dass ich in beidem gute Arbeit leiste.

Woran glauben Sie?

An Herzenskraft, an die Kraft der Liebe, an Klarheit und Gemeinschaft, daran, dass „alles zu seiner Zeit“ geschieht. Aber auch an Alltagsweisheiten wie: „Von nichts kommt nichts“ oder „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.“ Für ein erfülltes Leben ist es unbedingt wichtig, das, was einem wichtig ist, auch zu leben – in allen Lebensbereichen sich mit dem, was man tut, innerlich verbunden zu fühlen.

Der Beitrag ist zuerst erschienen auf www.changeX.de


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