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Deutsche Topmanager wollen glaubwürdig führen

Kaltherzige Machtausübung gepaart mit skrupelloser Profitgier, so würden viele Mitbürger das Führungsverhalten deutscher Topmanager beschreiben. Aber wie sehen die Manager selbst ihre Rolle? Welche Maximen liegen ihrem Führungsverhalten zugrunde? Der Leiter des Lehrstuhls für Soziologie und empirische Sozialforschung an der Universität Hohenheim, Professor Dr. Eugen Buß, befragte dazu die deutsche Managementelite und kam zu überraschenden Ergebnissen:

Ihre zentrale Autoritätsquelle sehen die Topmanager in der Autorität ihrer Persönlichkeit. Diese Persönlichkeitsautorität ist eine Haltung, die sich nicht nur an Effizienz- und Erfolgswerten orientiert, sondern die eigenen Maßstäbe auch an ethisch-moralisch verantwortlichem Handeln ausrichtet. In diesem Sinne erklärte der Vorstandsvorsitzender eines großen deutschen Konzerns: „Persönlichkeitsautorität bedeutet, dass man Menschen für sich begeistern kann. Und dies gelingt einem Manager nur, wenn er die eigenen sittlichen Werte glaubhaft vorlebt und dadurch etwas bewirkt.” Deutlich hinter der Persönlichkeitsautorität rangiert laut Befragung die Fachautorität. Nur für etwa 12 Prozent der deutschen Spitzenmanager verankert sich die Autorität ausschließlich in der Überlegenheit des eigenen Sachverstands.

Aus Zeitmangel Alleinentscheider

Trotz der angestrebten Persönlichkeitsautorität sehen sich die meisten Manager als Alleinentscheider. Als Grund hierfür nennt Buß den Zielkonflikt zwischen Konsensansprüchen und Zeitknappheit im Unternehmen. Das Problem: Konsenssuche benötigt Zeit. Aber konsensnotwendige Entscheidungszeiten gibt es in Chefetagen immer weniger, sodass oft auf das Abwägen aller Alternativen verzichtet wird. Ein befragter Vorstand meinte dazu treffend: „Schnell zu sein ist für mich wichtiger als eine richtige Entscheidung zu treffen.“

Handlungsgrundsatz: Glaubwürdigkeit

Obwohl Entscheidungen immer schneller getroffen werden müssen, stellen Deutschlands Spitzenmanager bis auf wenige Ausnahmen hohe Integritäts- und Glaubwürdigkeitsmaßstäbe an ihr eigenes Verhalten. Im Interview mit Buß äußerte ein weiterer Vorstandsvorsitzender: „Wir dürfen nicht die Kapellmeister spielen, die nur den Dirigentenstab schwingen. Wir haben vielmehr die Aufgabe, den Mitarbeitern Orientierung zu geben, Werte zu vermitteln und diese auch vorzuleben und schließlich auch etwas weiterzugeben von dem, was man selbst gelernt und aufgenommen hat.“ (beko|16.10.2007)


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