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NRW-Bank: Defizit schürt Diskussion über staatliche Spielbanken an

Fast sechs Millionen Euro Verlust weist die NRW-Bank bei den ihr gehörenden Westdeutschen Spielbanken (WestSpiel) für das Jahr 2010 in ihrer Bilanz aus. Verluste der landeseigenen Bank belasten langfristig den Steuerzahler. Nun sollen nach Medienberichten die außerhalb der Landesgrenzen liegenden Spielbanken verkauft werden. An dem in Köln geplanten Bau eines weiteren staatlichen Spielcasinos regt sich Kritik.

Düsseldorf (csr-news) – Fast sechs Millionen Euro Verlust weist die NRW-Bank bei den ihr gehörenden Westdeutschen Spielbanken (WestSpiel) für das Jahr 2010 in ihrer Bilanz aus. Verluste der landeseigenen Bank belasten langfristig den Steuerzahler. Nun sollen nach Medienberichten die außerhalb der Landesgrenzen liegenden Spielbanken verkauft werden. An dem in Köln geplanten Bau eines weiteren staatlichen Spielcasinos regt sich Kritik.

Nach Informationen der WAZ-Mediengruppe steht ein Verkauf des zu WestSpiel gehörenden Berliner Casinos unmittelbar bevor und über die Bremer Spielbank werde verhandelt. Wie der MDR meldet, steht auch das Casino Erfurt vor der Veräußerung. Weitere Casinos betreibt WestSpiel in Aachen, Bay Oenhausen, Bremerhaven und Duisburg. WestSpiel hat inzwischen einen bevorstehenden Verkauf des Standorts Berlin bestätigt, Verkaufsüberlegungen für Erfurt und Bremen aber dementiert. Zugleich weist das Unternehmen darauf hin, im vergangenen Jahr von Bruttospielerträgen in Höhe von 106 Millionen Euro über 56 Millionen Euro an die öffentliche Hand gezahlt zu haben. Das Eigentum an WestSpiel war 2002 bei der Aufspaltung der WestLB auf die NRW-Bank übergegangen. Erst im November hatte der Düsseldorfer Landtag einen geänderten Glücksspielstaatsvertrag beschlossen, der ein weiteres Spielcasino in Nordrhein-Westfalen vorsieht. Dazu werden mit der Stadt Köln als Standort Gespräche geführt.

In Deutschland verzeichnen die in Gaststätten und Spielhallen aufgestellten Spielautomaten deutliche Umsatzzuwächse, während die Spielbanken deutliche Verluste hinnehmen müssen. Bei einer Anhörung im Hauptausschuss des Landtages im vergangenen September hatte der Bereichsleiter der NRW-Bank, Peter Güllmann, argumentiert: In den staatlichen Spielcasinos in NRW gebe es rund 1.000 Automaten – gegenüber 44.000 in den Spielhallen. Güllmann weiter: „Ja, es gibt ein Angebot an Spielbanken. Dieses Angebot müsste jedoch deutlich besser ausgestaltet sein, auch quantitativ, um die Spielsucht im öffentlichen Auftrag besser bekämpfen zu können.“ Ein Sprecher des Deutschen-Automaten-Verbandes kritisierte auf der Anhörung, dass „wir vom gewerblichen Spiel permanent in der Schusslinie stehen, obwohl wir gar nicht alleinverantwortlich für Spielsucht usw. sind. Das ist pharisäerhaft“. Nach einer aktuellen Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gelten über 500.000 Menschen in Deutschland als problematische oder krankhafte Spieler.

In ihrem heutigen Kommentar verweist die Westfalenpost (Hagen) auf die schwierige Rolle des Staates auf dem Glücksspielsektor: „Er profitiert vom Glücksspiel, das er gleichzeitig mit Aktivitäten gegen die Spielsucht bekämpft. Die Begründung: So könne man das besser kontrollieren. Mit dem Argument ließe sich bestens die Legalisierung aller harten Drogen rechtfertigen: So würde der Mafia das Wasser abgegraben und der Staatshaushalt könnte profitieren.“ Die Zeitung schlussfolgert angesichts der bilanziellen Verluste der Spielbanken: „eine neue Spielbank in Köln muss wohl nicht sein“.

Unter der Überschrift „Das Land hat sich verzockt“ kommentiert die in Essen erscheinende WAZ heute: „Illegale Zockerbuden, zunehmende Werbebeschränkungen und vor allem zahllose Internet-Angebote lassen vielerorts die traditionelle Spielbank vor den Toren der Stadt unprofitabel werden.“ Auch diese Zeitung sieht ein weiteres staatliches Spielcasino kritisch: „Man kann nur hoffen, dass die fünfte Spielbank-Lizenz, die der Landtag gerade beschlossen hat, nicht zum weiteren Schuldschein des Steuerzahlers wird. Es darf nicht noch mehr öffentliches Geld am Roulettetisch verspielt werden – mag die Mär von der angeblich wirksamen Eindämmung der Spielsucht durch staatliche Spielbanken auch noch so treuherzig vorgetragen werden“, so die WAZ.

Diskutieren Sie mit uns:

  • Sind staatlich monopolisierte Spielbanken der richtige Weg zum Spielerschutz?
  • Lassen sich Spielerschutz und die wirtschaftlich erfolgreiche Führung der Spielcasinos miteinander verbinden?
  • Oder gilt es, stärker auf die Verantwortungsbereitschaft der gewerblichen Glücksspielbetreiber und die für den Markt bereits bestehenden Regulierungen zu vertrauen?

Die Diskussion finden Sie auf der Startseite der XING-Gruppe CSR Professional.

aktualisiert am 08.01.13 um 18:30 h


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